China Rundreise mit Peking, Shanghai und Yangtze Kreuzfahrt

Vom 27.03.2010 bis zum 09.04.2010 mit den Stationen SHANGHAI, WUHAN, YANGTZE KREUZFAHRT, CHONGQING, XIAN und PEKING

Welche Urlaubsziele sind geeignet, wenn man eine Frau hat, die absolut keinen Reis isst und auch viele andere Speisen mit Skepsis beäugt? Na da fällt mir doch am ehesten eine Reise nach China ein. Trotz dieses leichten Essmankos hat es aber doch auch gut in Vietnam und Malaysia geklappt, so dass wir wirklich meinen Kindheitstraum, einmal auf die Große Mauer in China zu steigen, zur Erfüllung führen können. Hier soll nun folgen, wie es war und was wir in diesen unvergesslichen Tagen alles so gesehen und erlebt haben. Wer kein Interesse an einer Urlaubsbeschreibung aus unserer Sicht hat, der kann das jetzt weglegen, wen es jedoch interessiert, wie wir diese Tage in China erleben, dem wünschen wir viel Spaß beim Lesen!

Tag 1

Endlich ist die Wartezeit vorbei und das große Abenteuer kann los gehen. Nachdem wir gestern schon, um die Reise etwas entspannter angehen zu können, mit dem Zug zum Flug nach Frankfurt gefahren waren, da wir  dort den Vorteil eines Refugiums bei unseren Freunden Anna und Jürgen  haben, konnten wir statt im Zug noch eine Nacht in einem vernünftigen Bett zubringen. Die Nacht im Flieger reicht ja dann auch bei solcher Tour. Am Nachmittag brachten uns die beiden lieben Freunde dann auch zum Flughafen Frankfurt  und wir checkten für den Flug der Air China CA 936 mit der Abflugzeit 10.50 Uhr ein. Boardingzeit sollte um 10.35 Uhr sein, so hatten wir noch Zeit und die kann man auf diesem Großflughafen ja auch problemlos verbringen. Dann dachten wir doch das Gate aufzusuchen und nun gab es erst einmal ein paar kleine Übungseinheiten, denn zunächst war das Gate gewechselt wurden. Dies stand dort aber nicht im Aushang, man musste schon hellwach sein. Da wir ja mitwollten, waren dies auch und sagten uns, so einfach werden die uns schon nicht los. Leider verzögerte sich der Abflug noch um einiges und wir kamen so erst  um 20.15 Uhr ins Flugzeug und konnten uns auf den Plätzen F und H der Reihe 32 für die nächsten 11 Stunden heimisch machen. Im Vergleich zu anderen asiatischen Airlines mit denen wir schon unterwegs waren, fanden wir den Service bei Air China eher nicht so überragend. Nach dem Essen versuchten wir  noch zu schlafen.

Tag 2

Die Nacht verbringen wir ja im Flugzeug und erleben diesen Morgen auch an Bord von Air China. Sonderlich angenehm ist so eine Nacht im Flieger auch nicht gerade, doch mit dem Ziel vor den Augen, ist es auch alles wieder nur relativ.
Durch die Zeitverschiebung von 6 Stunden landen wir dann um 14.05 Uhr Ortszeit auf dem Flughafen Shanghai Pudong. Der Flughafen ist riesig und wir gewinnen schnell den Eindruck, dass hier in China alles irgendwie überdimensional ist. Wir können noch, ehe die Koffer da sind, Geld tauschen und kommen auch ohne Probleme durch die Gesichtskontrolle bei der Einreise. Nun hat uns China, zumindest die nächsten 14 Tage, auf dem Hals! Juhu!
Mt unseren Koffern, die noch die alten Gebeco-Aufkleber tragen, gehen wir nun in die Empfangshalle. Die Reiseleiterin mit dem Bavariafähnchen will uns erst gar nicht, da einige Meter weiter die Konkurrenz von Gebeco auch die Schäfchen einsammelt und sie denkt, wir gehören dahin. Ein Blick auf ihre Liste zeigt aber das wir richtig sind und uns nur getarnt hatten. Nun dürfen wir auch im Bus Platz nehmen und fahren mit der Gruppe ins Yajan Longmen Hotel beim Hauptbahnhof von Shanghai. Hier können wir uns nun nach dem stundenlangen Flug auch etwas frisch machen.


Die Fahrt vom Flughafen Pudong über die vielen Hochstraßen, die sich ja teilweise in 3 Ebenen bewegen, war schon ein erstes tolles Erlebnis. Wir passieren auch Shanghais höchstes Gebäude, das 460 m hohe Shanghai World Financier Center, von der Reiseleiterin auch nett als Flaschenöffner wegen des Aussehens genannt. Ganz so unrecht hat die Nora, so stellt sie sich uns mit einem deutschen Namen, den man ihr beim Aufenthalt in Deutschland verpasst hatte, vor. Phonetisch war ihr chinesische Name Xiu Rung Rung, ob es so richtig geschrieben ist, keine Ahnung.  Da ist Nora schon einfacher. Neben dem Flaschenöffner, Verzeihung Shanghai World Financier Center, steht der einem gigantischem raffiniert geschliffenem Kristall gleichende 420 m hohe Jin Mao Tower, einer der schönsten Wolkenkratzer der Welt, wie es heißt. Dieser Tower beherbergt von seinem 55. Stock bis zum 87. Stock 555 Zimmer des Grand Hyatt Hotels mit einem 152 m hohen Atrium hören wir.


So folgt in der Stadt ein Hochhaus dem nächsten. Viele sind auch Wohnhäuser, denn irgendwo müssen ja auch 19 Millionen Einwohner untergebracht sein.
Nun haben wir unser Hotel erreicht und sind erst einmal vom ersten Eindruck der Stadt und auch unseres Hotels sowie des Zimmers total positiv überrascht. Es ist sowohl von der Zimmergröße als auch Ausstattung sehr schön und schließt sich nahtlos an die tollen Hotels mit ähnlich guter Ausstattung in Vietnam an. 2 bequeme große Betten, Sofa, Schreibtisch, Sessel und Schrankwand sowie ein großzügiges Bad. In Deutschland hätte man die  Besucher zusammen gezwängt und aus dem Raum gleich zwei gemacht.


Umgezogen und erfrischt geht es nun erst einmal zum chinesischen Abendessen. An runden Tischen nehmen wir Platz, in der Tischmitte ist sehr praktisch  eine Drehplatte, auf die dann die Speisen gestellt werden. So kann sich jeder den Teller zu sich holen, von dem er sich was auf seinen Teller (?) tun möchte. Wo waren denn hier die Teller, es stand da lediglich eine Untertasse bereit und die soll für den Abfall sein. Dazu eine kleine Schüssel und dann natürlich Stäbchen. Obwohl sie hatten hier ein Einsehen und es lag für die Ungeübten wenigstens eine Gabel bereit.Es schmeckt auch sehr gut, anders zwar als beim Chinesen zu Hause um die Ecke, denn der hat sich wohl mehr an unseren Geschmack angepasst. Doch sogar meine Mäkelprinzessin isst für ihre Verhältnisse viel und gut.


Nach dem Essen bekommen wir eine fakultative Lichterfahrt angeboten, natürlich sind wir dabei für den Preis von 100 Yuan (was etwa 10 € entspricht) ist das ein Superding. So was sollte man in die Reiseleistung aufnehmen, denn wer dieses fakultative Angebot nicht bekommen sollte, der verpasst echt was.
Mit  dem Bus fahren wir durch das nächtliche, beleuchtete Shanghai und machen unterwegs 4 Stops für Fotos.
Uns verschlägt es bei dieser Tour echt die Sprache angesichts der städtischen Größe, des vielen Lichtes, den toll beleuchteten Häusern. Sogar die Hochstraßen haben nicht nur eine Straßenbeleuchtung, da sie ja über mehrere Ebenen gehen, sind sie unten auch noch blau beleuchtet. Das ist schon das, was man Weltstadtniveau nennt.


Wir müssen doch sehr bei dem Gedanken lachen, wenn ein chinesischer Tourist aus Shanghai nach Berlin kommt und man ihm dann, so wie es die Berliner Art ist, großspurig erklärt, dass er nun in eine Weltstadt kommt. Dann muss er nur noch über die Avus, die ja nachts auch wieder zappenduster ist, reinkommen. Sicher fragt sich unser Chinese dann, wann kommt denn nun die versprochene Weltstadt.
Der erste Stop ist dann am Flaschenöffner – Finanzcenter und Jin Mao Tower. Die Häuser ringsum sind toll beleuchtet, vor dem Finanzcenter ist ein riesiger symbolischer Magnet aufgestellt. Er soll das Geld hierher ziehen. Gegenüber dem Jin Mao Tower werden sehr schöne Häuser gebaut, man kann dort Wohnungen kaufen. Es sind aber die teuersten Wohnungen in Shanghai, sie kosten dort 7 mal so viel, wie normal.
Unsere Fahrt geht nun weiter zum Huangpu Fluss. Hier bummeln wir ein Stück den Bund, wie der bekannte Uferkai heißt, entlang und sind auch hier wieder von der beleuchteten Skyline und auch all den bunt beleuchteten Schiffen begeistert. Ein weiterer Höhepunkt ist der hier befindliche Oriental Pearl Tower, wie der 468 m hohe Fernsehturm auch heißt. Er hat mehrere kugelförmige Teile, die sich wie eine Perlenschnur aneinander reihen, daher auch der Name. In 263 m und 350 m Höhe befinden sich jeweils Aussichtsplattformen. Nachts hier mal rauf und aus dieser Höhe die erleuchtete Stadt sehen, das wäre auch eine tolle Sache.


Wir in Deutschland meinen ja das Klima zu retten, eine hoffnungslose Träumerei, wenn man sieht, wie hier die Elektrizität nur für die Beleuchtung stundenlang verbrannt wird. Ein wenig kommt doch ein beängstigendes Gefühl bei all der Begeisterung auch durch, denn um Klimaschutz scheint sich hier keiner groß Gedanken zu machen.
Unser nächster Stop ist dann an der quirligen und hell beleuchteten Einkaufsstraße Nanjing Lu. In Shanghai haben die Geschäfte täglich, also auch am Sonntag, von 09.30 Uhr bis 21.30 Uhr geöffnet. Betriebsräte scheinen sie also nicht zu haben. Die Einwohner und auch Touristen nutzen diese für sie günstige Zeit zum Bummel durch die Geschäfte. Hier auf der Nanjing Lu sind die Geschäfte schon eher europäisch, die angebotene Ware ist auch bei uns in den Läden, dafür braucht man sich einen solchen Flug nicht anzutun.
Leider haben wir nur 15 Minuten zum Schnuppern, doch Nora verspricht uns, dass wir hier noch mal herkommen und mehr Zeit haben werden.

Der letzte Stop ist im französischen Viertel, einem gemütlichen Viertel mit Straßenrestaurants, Biergärten usw., das vor allem von den 40.000 hier arbeitenden und lebenden Europäern heimgesucht wird. Natürlich kommen auch viele neugierige Chinesen, die es wohl als Ersatzzoo ohne Eintritt sehen. So viele „Langnasen“, wie sie uns Europäer titulieren, können sie woanders nicht ansehen, bestaunen und sogar anfassen.
Im Hotel angekommen, machen wir uns noch einen Tee, schreiben Tagebuch, Karten und versuchen noch etwas im Chinareiseführer zu lesen, doch die Augen fallen zu und so wollen wir erst einmal schlafen. Morgen gibt es wieder viel zu erleben, da möchten wir fit sein.

Tag 3

Um 07.30 Uhr klingelt der Wecker, das Frühstück im Hotel ist ganz in Ordnung und so geht es ausgeruht und gestärkt ans Tageswerk für Entdecker.
Als erstes steht der Jade-Buddha-Tempel auf dem Programm. Der Name kommt von zwei wunderschönen Buddha Statuen, die aus weißer Jade gearbeitet wurden und somit auch als äußerst wertvoll eingeschätzt werden. Man darf diese Figuren aber nicht fotografieren. Mitgebracht hatte diese Figuren 1882 der Mönch Huigeng aus Burma. Dort hatte man damals einen riesigen weißen Jadestein gefunden und ihn in Buddhafiguren verarbeitet.  Die Besonderheit dieses Tempels war nun, dass man hier zuerst die Buddhafiguren hatte und noch gar keinen Tempel. Sonst baute man immer erst einen Tempel und ging dann auf Spendensuche, um davon die Buddhafigur zu bauen. Also, musste man nun einen Tempel um die beiden Figuren herum bauen, was auch gut gelungen ist. Eine der Figuren stellt einen 1,95 m hohen sitzenden Buddha dar. Die Jade schimmert wunderbar, Fotoblitze könnten sie gefährden.
Er ist, wie gesagt aus einem Stück gearbeitet. Der liegende Buddha ist hingegen nur 96 cm hoch, von ihm gibt es aber im Erdgeschoss eine Kopie aus weißem Marmor, die man fotografieren kann.


Nach dem Tempel kommt so der einzige wirkliche missfallende Augenblick auf der Reise, es geht um das Trinkgeld. Nora verlangt und fordert es regelrecht in schon fast nötigender Weise eine doch unverschämt hohe Summe Trinkgeld von jedem Teilnehmer. Es soll jeder 35 € bezahlen, die Währung wird vorgegeben. Es heißt, die örtlichen Reiseleiter bekommen pro Person und Tag 2 €, die Busfahrer 1€ und dazu noch die Kofferträger. Wir sind mit einer solchen Abzocke nicht einverstanden und sagen dies auch. Wir bekommen dies dann die gesamte Reise zu spüren und werden auch schon regelrecht an den Pranger gestellt. Andere diskutieren nur, zahlen aber.  Wir stehen auf dem Standpunkt, dass dies ein Bonus ist, wenn die Leistung gut war und nicht im Voraus zu entrichten ist. Dies werden wir aber noch einmal gesondert an die Reiseveranstalter schreiben und möchten uns hier nicht die gute Laune verderben lassen, es soll schließlich nicht dieser  eine missliche Aspekt die Reiseerinnerung prägen. Erwähnt sollte es aber sein.
Von dem Jade-Buddha-Tempel aus fahren wir weiter und besuchen eine Perlenfabrik, dies war zwar nicht im Programm vorgesehen, doch eine interessante Abwechslung, auch wenn das Ziel solcher Werbeverkaufsveranstaltungen ziemlich eindeutig ist.

 

Wir bekommen durch eine Mitarbeiterin den Unterschied zwischen Süßwasser – und Meerwasserperlen vorgeführt. Dies hatten wir auch noch nicht gewusst und sind doch sehr erstaunt, dass eine Süßwassermuschel bis zu 20 Perlen in sich beherbergen kann, während die Meerwassermuschel nur eine Einzige hat. Dadurch sind diese dann auch wesentlich teurer und wertvoller. Eine bei der Vorführung des Öffnens der Muscheln runtergefallene Perle findet sich unter meinem Schuh wieder, ich will sie abgeben, darf sie aber als Souvenir behalten.
Natürlich führt man uns dann auch in die Verkaufsausstellung, doch zum einen hatten wir aus Vietnam solche Perlen schon mitgebracht und den Bedarf gedeckt und zum anderen waren sie in Vietnam wesentlich preiswerter. Somit ist mit uns kein Geschäft zu machen, doch andere sind natürlich interessiert und das ist wohl auch gut so.


Weiter geht unsere Stadtbesichtigung und wir besuchen wieder die berühmte Uferpromenade Bund, diesmal am anderen Flussufer gegenüber unserem gestrigen Abendbesuch. Hier haben wir einen phantastischen Blick auf den Ortsteil Pudong mit der Super-Skyline die vom Fernsehturm, Jin Mao Tower, Finanztower und vielen anderen Hochhäusern geprägt wird. Auf der Bund geht es zu wie auf einer Ameisenheerstraße, es wimmelt nur so von Menschen. Man hatte heute hier einen Park in Vorbereitung auf die kommende Weltausstellung in Shanghai eröffnet und dies war für die Einwohner ein lohnenswertes Ereignis. Wir kämpfen uns ein Stück durch das Gewühl und erreichen unversehrt unseren Bus und fahren erst einmal essen, um uns für weitere Großtaten zu stärken.


Mit einem vollen Bauch treten wir wieder ans Freie und unser Ziel ist wieder der Huangpu Fluss. Wir besteigen ein Motorboot für eine einstündige Flussfahrt entlang dieser phantastischen Skyline. Gemächlich tuckert das Boot den Fluss rauf und runter und von hier aus hat man noch einmal einen tollen Blick auf alle die sehenswerten Häuser. Man bekommt da auch noch einmal tolle Fotomotive vor die Kamera. Es geht zwar ein etwas kalter Wind, doch davon lassen wir uns nicht abschrecken. Wir verbleiben die Stunde auf dem Freideck und genießen diese tollen Aussichten in vollen Zügen.


Nora bietet uns an, dass wir einen Stop am Jin Mao Tower machen können und wer möchte, kann mit dem Schnellaufzug hoch in die Aussichtsplattform
in der 88. Etage auf 340 m Höhe fahren. Dies müssen wir selber bezahlen, für jedes Stockwerk einen Yuan, so dass die Fahrt dann 88 Yuan kostet. Dies geben wir aber gerne aus und finden dieses Angebot super aus dieser Höhe auf die Skyline sehen zu können. Das Ganze ist schon ein wahnsinniges Erlebnis, wann hat man schon mal wieder die Gelegenheit zu einer solchen Tour.  Der Schnelllaufzug fährt 9,1 m/sek, es geht rasend schnell und man hat auch den wunderbaren Druck auf den Ohren. Die Aussicht von dort oben ist dann einfach faszinierend. Da der Jin Mao Tower ja auch das zweithöchste Haus ist, können wir den anderen, bis auf einem – dem Flaschenöffner – Finanz Center – aufs Dach schauen. Unten wirkt alles wie auf einer großen Spielzeugeisenbahnplatte. Man könnte nur Fotos schießen.


Der nächste Knaller ist das Atrium des Hyatt Hotels, dass sich ja, wie erwähnt, hier im Jin Mao Tower befindet. Das Atrium oder auch der Innenhof geht runter bis in die 55. Etage und man kann aus der Aussichtsplattform in der 88. Etage in dieses Loch sehen. Ringsum sind je Etage die Zimmergänge, ein atemberaubender Blick in die Tiefe hier. 152 m geht der Blick runter zur Rezeption. Auch können wir auf das Finanz Center, das sich ja gleich neben dem Jin Mao Tower befindet, einen Blick werfen, nur mit dem Unterschied auf alle anderen blicken wir nach unten, hier müssen wir nach oben sehen.
Da wir uns im chinesischen Tierkalender im Jahr des Tigers befinden, stand dort oben auch ein Tigermodell und ich konnte sehen, wie mir meine liebe Frau den Tiger machte, wir wollen dies jetzt nicht weiter kommentieren und die Bilder davon lassen wir auch besser weg.


Am Ende des Rundganges waren junge Damen mit Perlmuscheln und sie öffneten für uns die Muscheln. Die darin befindliche Perle war ein Geschenk für uns, dazu boten sie uns noch kostenlos eine Kette an, nur für den Anhänger, der dann die Perle aufnimmt, wollten sie 15 € haben. Ein sinniger Preis und eine pfiffige Geschäftsidee, sie hatten uns überzeugt und wir nahmen diese Perle mit Kette als Andenken an diesen unvergesslichen Besuch der Aussichtsplattform des Jin Mao Towers mit. Danach stürzten wir uns mit dem Lift wieder in die Tiefe und unser Reiseprogramm ging weiter. Es stand eine Akrobatikshow auf dem Plan und wer so was noch nicht gesehen hat, der sollte, wenn er die Möglichkeit hat, sich die nicht entgehen lassen. Leider war es in der Show verboten zu fotografieren, wir hätten sonst wohl auch über 100 Bilder davon gemacht, so begeistert waren wir davon. Letztendlich fotografierten wir die Plakate dann draußen im Vestibül, um wenigstens einige Bilder von dieser tollen Show zu haben.. Es waren aber auch wirklich wahnsinnig begeisternde Vorführungen von Kraft, Körperbeherrschung, Geschicklichkeit und  Sportlichkeit. Am meisten beeindruckte uns die letzte Nummer, es waren 5 Motorradfahrer, die in einer Gitterkugel rasant umeinander herumfuhren. Es war für uns total faszinierend, wie die 5 Jungs da aneinander vorbei rasten ohne einen Crash zu verursachen.
Nach dieser Show wurden wir am Hotel abgesetzt und er offizielle Programmteil war damit dann auch beendet. Jedoch wir hatten längst noch nicht vor damit den Tag zu beenden und somit stand für uns fest, jetzt beginnt der absolut spannendeste Teil des Tages, nämlich der, an dem wir auf uns ohne Hilfe einer Reiseleiterin bei der absoluten Sprachbarriere durchschlagen müssen. Zum Glück hatten nicht nur wir 2 diesen Gedanken, sondern auch ein anderes Pärchen, mit dem wir uns schon im Laufe des Tages etwas näher gekommen waren. Dazu gesellte sich noch ein weiteres Pärchen und wir zogen zu sechst los und hatten noch einen tollen Abend. Hier fanden sich schon mal einige Leute, die dann auch den Rest der Reise immer wieder zusammen waren. Allerdings kamen dann noch 2 weitere Touristen im weiteren Reiseverlauf hinzu, so dass wir eine 8 er Combo waren, die an und für sich nicht verschiedener sein kann. Es waren somit Jürgen und Regine aus Magdeburg, Georg und Heidi aus dem tiefsten Bayernland, der Ort Menghofen wird nun kaum noch einem was sagen, dazu Johannes, ein 23 Jähriger, mit seinem Vater Ekkehard aus Salzburg und wir beide Silke und Wolfgang aus Wandlitz. Diese Zusammensetzung und die einzelnen Charaktere waren aber Hintergrund für viel Spaß und gute Laune. Man kann wirklich sagen, wir haben uns gesucht und gefunden.


Noch ohne die beiden „Ösi´s“ fahren wir  zu sechst mit der U Bahn in die Shanghaier Innenstadt. Die U Bahnfahrt war die erste Aufgabe, zunächst mussten wir Fahrscheine erwerben, dies ging aber dank der freundlichen und hilfsbereiten Art der Angestellten in der U Bahn noch relativ einfach, auch verstanden die Leute noch halbwegs unser Englisch. Wir lösten unsere Aufgabe ganz gut, bekamen die richtigen Fahrkarten und fanden auch die richtige U Bahn. Wir hatten zum Glück nur 3 Stationen zu fahren und mussten auch nicht umsteigen. So fuhren wir zum Volksplatz und bekamen dann beim Aussteigen die chinesische Mentalität so richtig zu spüren. Nach unserer Sicht sind die Chinesen ein richtig unhöfliches Volk, denn als wir aus der U Bahn aussteigen wollten, hatten wir so gut wie keine Chance. Die auf dem Bahnsteig wartenden Chinesen stürmten sofort in die Bahn und drückten uns fast in die Bahn zurück. Nicht in der Art, wie wir es in Deutschland kennen, erst aussteigen und dann einstiegen. Da wurde gedrängelt ohne Rücksicht auf Verluste. Dies hatte ich mir aber gut gemerkt und als es dann zurück ging, war ich auf diesen Verhalten gewappnet. Mit meinen 1,82 m Körpergröße und 90 kg Gewicht war ich ja den wirklich sehr kleinen und schmächtigen Chinesen echt überlegen. Als wir dann wieder ausstiegen und die Drängler uns entgegen kamen, spannte ich ein wenig an, setzte die Arme breit und schob die „Angreifer“ zurück. Das kleine Chineslein, dass mich da in die Bahn drängeln wollte, hatte da ganz schlechte Karten, da hätte er auch versuchen können den Mont Everest zu verschieben. So schob ich den kleinen und nun schimpfenden Chinesen vor mich her und machte für die Frauen erst einmal die Bahn frei. Man hatte eben die Lektion gelernt.


Da unser Programm für den Abend kein Abendbrot vorgesehen hatte, gab es doch ein leichtes Hungergefühl und wir beschlossen eine Gaststätte zu suchen, um dort zu essen. Dies war dann auch unsere nächste Übungsaufgabe. Wir fanden ein einfaches Restaurant, wo wirklich kein Englisch geschweige denn Deutsch gesprochen wurde. Zum Glück gab es Speisekarten, wo die einzelnen Speisen zumindest abgebildet waren. Die armen hilfsbereiten Chinesen, eine Horde Langnasen fällt da in die Gaststätte ein und versucht denen nun klar zu machen, was sie gerne hätten. Die Geduld und Hilfsbereitschaft war nur bewundernswert. Wir wollten wissen, um was für Fleisch es sich handelt.  Da wir hofften auf den Bildern Huhn zu erkennen machten wir nun den Kellnerinnen Hühner vor und gackerten vor ihnen rum. Irgendwann erkannten sie auch, was wir meinten und nickten. Wir bekamen dann auch einiges zu essen, was es genau war, wir wollten es dann auch gar nicht mehr wissen. Geschmeckt hat es aber und satt wurden alle. Natürlich gingen wir bei der Bestellung auch noch treudeutsch doof vor, jeder meinte für sich bestellen zu müssen, sie nickten auch immer nett und zum Schluss gab es jedes Essen einmal, obwohl wir 3 mal auf ein Essen gezeigt hatten. Es ist eben dort so üblich, dass man für einen Tisch alles bestellt und alle davon essen, genauso wie es zum Schluss nur eine Rechnung gibt. Nichts ist damit, dass jeder seine Rechnung bezahlt, alle essen zusammen und zahlen dann auch zusammen. Trinkgeld wird von den Kellnern dort auch nicht angenommen.


Trotz all dieser Hindernisse, die wir hier nun auch erst einmal kennen lernten und dann in der weiteren Reisefolge besser berücksichtigten, bekamen wir für den ersten Versuchl ein abwechslungsreiches und gutes Essen, von dem alle satt wurden. Der  Spaß überwog dabei aber auch.
Nachdem Essen fanden wir sogar die U Bahn wieder, konnten ohne Hilfe unsere Karten lösen und fanden auch die richtige Linie. Somit kamen wir Happy an unserem Hotel an und sagten uns, dass dies ein richtig tolles Urlaubserlebnis war. Mit diesem Hochgefühl gelangten wir in unsere Zimmer und verschwanden im Bett, um uns für die nächsten Erlebnisse ein wenig auszuruhen.

Tag 4

Zum Glück können wir heute ein wenig länger schlafen und müssen nicht gleich um 07.00 Uhr aufstehen, für meine liebe Frau, die ja nun partout kein Frühaufsteher ist, ein wahrer Segen. Ich kann mich so früh an den Schreibtisch setzen und Tagebuch sowie 38 Ansichtskarten schreiben.  Die Freunde zu Hause wollen ja auch alle einen Gruß aus dem Reich der Mitte und da wir uns genauso über Post freuen, stehen wir dann auch in der Pflicht.
Nachdem dann auch die Langschläferin hochgetrieben und Frühstück genossen wurde, geht das interessante Tagesprogramm sofort wieder los.

 

Die erste Station ist eine Seidenspinnerei. Hier sehen wir, wie bereits schon in Vietnam vor 2 Jahren erlebt, die Herstellung von Naturseide. Die chinesischen Maschinen sind da doch schon etwas moderner gegenüber denen aus Vietnam. Jedoch ist das Grundprinzip das Gleiche. Die Seidenraupen werden auf Maulbeerblättern aufgezogen bis sie sich verpuppen. Dann werden die Kokons, die bis zu 1000  und 1500 m Seidenfaden haben, abgespult. Natürlich schließt sich auch hier wieder die Verkaufsausstellung an. Doch die angebotenen Waren sind schon interessant und so kaufen wir für Silke und unsere liebe Tochter je ein Seidenschaltuch in wunderschönen Farben und für den Vater fällt auch noch eine blaue Seidenkrawatte ab.


Nun geht die Fahrt in die chinesische Altstadt von Shanghai weiter. Diese aus der Qing und Ming Dynastie herrührende Altstadt liegt inmitten der ganzen Hochhäuser wie eine Insel. Es ist leider nur noch ein Rest, der wieder aufgebaut wurde, nachdem in der maoistischen Kulturrevolution sie, wie vieles anders, sinnlos zerstört wurde. Dies haben die Chinesen inzwischen auch erkannt, dass diese Zerstörung unwiederbringliche Kulturschätze vernichtete und so etwas nun fehlt. Also hat man diese Altstadt wieder aufgebaut, allerdings ist sie nun noch ein reiner Kommerz, denn wohnen tut dort keiner mehr. Die Häuser sind alle sehr schön anzusehen, sie sind im typischen Stil der Qing Dynastie mit schwarzen Dächern und weißen Hauswänden erbaut. Dadurch, dass man diese teilweise verfallenen Häuser wieder aufbaute, hat man eine wunderschöne Oase inmitten der Stadt geschaffen. Blöd ist nur, dass hinter diesen historischen Häusern auch wieder der Flaschenöffner und andere Hochhäuser vorgrinsen. Heute sind in den Gebäuden vorrangig Souvenirgeschäfte und Restaurants. Wir betreten das historische Viertel durch das ehemalige Nordtor und begeben uns zum Hauptplatz. Diese Kulisse reizt natürlich wieder dazu die Speicherkarte des Fotoapparates zu füllen, alle Ecken und Giebel möchte man am liebsten fotografieren.


Am Hauptplatz sind dann auch noch Teiche eingelassen und geben so dem Ganzen noch einen besonderen Flair. Einzigartig ist dann auch der Blick auf das mitten in dem Teich liegende Huxingting Teehaus. Dieses Teehaus ist über eine neunteilige Zickzack-Brücke zu erreichen. Wie fast alles in China hat dieses Zickzack auch wieder eine besondere Bedeutung, hier soll es den bösen Geistern den Zutritt verwehren. Diese sollen sich im Zickzack verirren und somit nicht den Weg bis in das Teehaus finden. Ob es immer geholfen hat, können wir leider nicht sagen. Gehen wir mal davon aus, dass es geholfen hat, sonst wäre ja das Teehaus heute nicht mehr an diesem Ort.


Unser Weg führt uns nun weiter vorbei am Teehaus zum Yu Garten. Dieser wunderschön angelegte Garten soll einer der eindrucksvollsten typischen sogenannten Literatengärten in Shanghai und dem südlichen China sein. Wir haben zwar keine Vergleichsmöglichkeit zu anderen Gärten, ziehen diese Aussage aber Angesichts der Pracht dieses Gartens in keiner Weise in Zweifel. Der eindrucksvolle Garten wurde 1559 als Alterssitz eines hohen und auch sehr schlauen Beamten der Ming Dynastie angelegt. Leider hatte der Auftragsgeber nicht mehr das Glück die Fertigstellung zu erleben, da man über 20 Jahre für den Bau benötigte. Man legte künstliche Teiche und Berge an, schuf Höhlen und Grotten und setzte überall sehr schöne Gartenhäuser ein. Dazu kamen auch eindrucksvolle Bäume, so wurden unter anderem 2 Ginkgobäume gepflanzt. Einer davon ist nun schon 400 Jahre alt und steht noch. Der andere ist leider vor ca. 100 Jahren eingegangen und wurde durch eine nun schon 100 Jahre alte Magniole ersetzt. Warum war nun der Erbauer ein schlauer Mann? Er ließ sich eine Drachenfigur auf eine Mauer bauen, diese Drachenfigur ist in China generell dem Kaiser vorbehalten und wer es wagte sich selber eine solche Figur zu setzen hatte dann die Chance sofort einen Kopf kürzer zu werden. Der hohe Beamte sah sich selber als wohl auch kaisergleich an und wollte unbedingt auch eine Drachenfigur haben. So setzte er auf eine Mauer einen Drachenkopf und daran anschließend den schlangenartigen chinesischen Drachenkörper.  Dieser Figur ließ er aber eine Tatze mit nur 3 Klauen bauen, der chinesische Drache hat aber immer 5 Klauen. Somit hatte der Beamte nun gefahrlos und mit der Gewissheit seinen Kopf auf den Schultern zu behalten eine Drachenfigur im Garten und konnte immer behaupten auf Grund der fehlenden Klauen, dass es kein Drache sondern nur eine Schlange sei. So konnte er sich mit dem ungefährdeten Kopf auf seinen Schultern an seinem heimlichen Drachen beweihräuchern und hatte dem Kaiser ein Schnippchen geschlagen.


Nach der Führung durch den Yu Garten hatten wir etwas Freizeit und auch Hunger. Somit beäugten wir misstrauisch die vielen Garküchen in der Altstadt, was sah denn dort von den Sachen am ungefährlichsten aus und schien genießbar zu sein. Wir konnten uns dann für eine entscheiden, die Frühlingsrollen und Spieße mit panierten Kügelchen anbot. Es schmeckte nicht schlecht und überlebt haben wir es auch. Damit war dann der Hunger gestillt und nun gingen wir noch ein wenig auf Souvenirsuche. Dabei machten wir auch unsere ersten Erfahrungen im chinesischen Feilschen, ein Paar Ess-Stäbchen konnten wir vom geforderten Preis von 320 Yuan auf 45 herunterhandeln. Sicher war dies immer noch ein Geschäft für den Händler, wir waren aber stolz auf dieses Geschäft. Damit waren wohl alle Gewinner, sowohl Händler als auch wir Kunden.


Dann war aber auch schon wieder unsere Zeit in der Altstadt abgelaufen und wir mussten uns wieder am Bus einfinden, der uns nun, wir am ersten Tag versprochen, noch einmal in die Hauptgeschäftsstraße Nanjing Lu absetzte. Auch hier hatten wir noch ein wenig Freizeit und konnten noch einen Bummel über die Straße machen. Viel Spaß hatten wir bei der Bekleidung der kleinen chinesischen Kinder, die hinten in der Hose nur einen Schlitz hatten und dann den Blick auf den nackten Po zuließen.


Leider setzte Regen ein und da machte es draußen nicht mehr so den richtigen Spaß. Georg, unserem Bayern,  dürstete es sehr nach einem Bier und damit steckte er uns alle an. Wir bekamen auch Durst und suchten uns eine Gaststätte. Über einem Einkaufscenter sahen wir auch eine mit Blick auf die Prachtstraße. Also begaben wir uns durch den Einkaufsmarkt und fanden vor allem den Fleischstand sehr interessant. Mit deutschen Hygieneverständnis bestimmt nicht vereinbar, doch so machte es schon einen imposanten Eindruck. Trotzdem war es alles sehr sauber und wir waren uns einig, dass man dort bedenkenlos einkaufen könnte. Oben in dem Restaurant machten wir die mit dem sehr schwachen chinesischen Bier wieder eine Nierenspülung. Dann ging es zurück zum Bus und wir fuhren zum Abendbrot. Nach diesem Essen, was nach unserer Ansicht das beste in Shanghai war, das man uns kredenzte, brachte uns der Bus zur Abfahrtsstation des Transrapid. In Deutschland ist ja diese Technologie entwickelt wurden, jedoch haben wir hier dies, wie so vieles zerquatscht und nicht gebaut. Die Chinesen haben nicht gequatscht, da scheint es auch nicht so viele profilierungssüchtige Politiker zu geben wir bei uns, sondern das gebaut und so kann man mittels Transrapid die 32 km von der Stadt bis zum Flughafen in nur 7 Minuten überwinden. Für uns war es dann auch ein tolles Gefühl in dieser High-Tech-Technologie mitzufahren, wobei wir es uns wesentlich aufregender vorgestellt hatten. Es unterschied sich im Inneren kaum von einer normalen ICE Fahrt, kein großer Ruck oder Drücken in die Polster, die Sache ging recht leise und normal ab und außen sah man kaum, dass dieser Zug eine derartige Geschwindigkeit drauf hatte.


Die Fahrt endete am Flughafen von Shanghai und hier checkten wir nun zum Flug in die fünftgrößte Stadt Chinas Wuhan ein. Der Eindruck vom Abschied von Shanghai war dann auch wieder, wie fast alles was uns von Shanghai in Erinnerung bleiben sollte, gigantisch. Denn das letzte Bild der Stadt war die riesige Halle des Flughafens von Shanghai, die auch nur das Prädikat gigantisch verdient hatte, was somit auch den letzten prägenden Eindruck hinterließ.
Wir checkten zum Inlandsflug mit Eastern China ein und um 21.20 Uhr flogen wir von Shanghai nach Wuhan, wo wir dann um 22.45 Uhr landeten. Der Transfer zum Hotel dauerte auch seine Zeit, so dass wir unser tolles Hotel Cosmopolitan auch erst kurz vor Mitternacht erreichen. Dort haben wir ein ganz geniales Zimmer mit einem gläsernen Bad. Man kann aus dem Zimmer zusehen, wie der andere sich wäscht oder duscht, wenn er auf den Trichter muss, dann kann er aber auch ein Rollo ziehen und die Peepshow ist vorbei. Schade, hier übernachten wir nur kurz und müssen dann morgen schon weiter, wir werden dieses Zimmer gar nicht genießen können.


Da wir aber noch durch die Reise etwas aufgewurzelt sind, beschließen wir mit unseren Reisekameraden noch ein Bier trinken zu gehen. Es ist zwar schon fast Mitternacht, doch wir finden wenige Meter vom Hotel noch eine Garküche, wo man sofort den großen Tisch in der Mitte des Raumes frei macht für uns. Für die anwesenden Chinesen sind wir Langnasen in dieser Garküche die Attraktion des Abends, sie zeigen auch ganz unverhohlen ihre Neugier. Wir werden bestaunt und auch ich mit meinen unter Putz gelegten Locken und dem silbergrauen Haarkranz bin was ganz besonderes. Einer kommt ganz dicht an mich heran und stößt mit der Nase fast auf meiner Glatze an, es fehlte noch, dass er mal mit den Fingern drauftippt. Gereizt hat es ihn bestimmt und auch in den Fingern gejuckt, doch ganz so viel hatte er sich dann doch nicht getraut. So sind alle Gewinner des Abends, die Chinesen amüsieren sich über diesen wundersamen Besuch und wir uns über ihre Reaktion. Nachdem wir unser Bier getrunken haben gehen wir nun ins Hotel zurück und staunen nicht schlecht, denn es ist schon wieder 01.30 Uhr.

Tag 5

Die Nacht in dem schönen Hotel war sehr kurz, das Frühstück lecker und es heißt auch schon wieder Abschied von dem Hotel nehmen. Wir müssen uns hier in einen sehr engen, wohl eher auf chinesische Größenverhältnisse ausgelegten Bus zwängen. Mit dem dürfen wir heute einige Stunden fahren, na Prima. Doch zunächst geht die Fahrt durch die mit 9 Millionen Einwohnern fünftgrößte Stadt Chinas Wuhan. Unser Ziel ist der Gelbe Kranichturm, das Wahrzeichen Wuhans. Dieser Turm befindet sich auf dem Schlangenberg und wir müssen die 1957 erbaute erste Yangtsebrücke überqueren. Leider ist alles sehr diesig, doch man kann die enorme Breite des Flusses hier schon mal ausmachen.

 
Zur Historie des Gelben Kranichturmes gibt es keine konkreten Aussagen, Jo, unser örtlicher Reiseleiter erzählt uns aber eine schöne Geschichte. Danach gab es in der Zeit der Ming Dynastie hier einen hilfsbereiten und gutherzigen Gastwirt. Zu ihm kam eines Tages ein Mönch, der ihm sagte, dass er kein Geld habe dafür aber Hunger. Der Mönch bat ihn um Unterstützung und der Wirt gab ihm zu Essen und Schnaps. Am nächsten Tag kam der Mönch wieder und bat erneut um Unterstützung. Er bekam sie auch wieder und so ging es ein Jahr weiter. Der Wirt beköstigte den Mönch ein Jahr ohne Geld zu erhalten. Nun musste der Mönch in göttlichen Auftrag weiterziehen und kurz bevor er aufbrach bemalte er das Haus des Wirtes mit lauter Kranichen. Er gab dem Wirt eine Flöte und sagte ihm, dass bei der Musik die Kraniche lebendig werden, singen und dazu tanzen. So zog der Mönch fort und der Wirt probierte die Flöte aus. Was der Mönch versprochen hatte erfüllte sich genauso wie vorhergesagt.
Tatsächlich wurden die gemalten Kraniche lebendig, sangen und tanzten dazu. Durch die singenden Kraniche wurde das Haus des Wirtes berühmt und es kamen fortan viele Gäste zu ihm, die natürlich auch alle zechten und so wurde er reich. So hatte er für seine Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft den Lohn erhalten. Aus Dankbarkeit baute er dann diesen 51 m hohen Turm und widmete ihn den Kranichen. Soweit zur Legende, warum er aber nun wirklich gebaut wurde, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Die Legende aber war nett, lassen wir es also dabei bewenden.


Der ehemals hölzerne Turm brannte mehrmals ab und wurde aber als Stadtwahrzeichen immer wieder aufgebaut, zuletzt 1985. Da
wurde dann aber Beton als Material genommen, um ein erneutes Abbrennen zu verhindern. Bevor wir jedoch den Turm erklimmen konnten gab es noch eine schöne Überraschung, es werden dort auch Glockenspiele vorgeführt und wir waren gerade zur rechten Zeit für ein entsprechendes Konzert da. Auf großen bis zu ganz kleinen Glocken, die durch mehrere Musikanten geschlagen wurden, spielte man sehr schöne chinesische Weisen. Es hörte sich sehr gut an. Beim letzten Lied kam uns die Melodie doch sofort sehr vertraut vor, richtig, man spielte Beethovens Ode an die Freude aus der 9. Sinfonie. Man kann mit Worten dies gar nicht beschreiben, da gingen einem regelrecht die Nackenhaare hoch, einfach genial.


Nach diesem tollen Konzert konnten wir uns nun an die Ersteigung des Turmes machen und stiegen die 184 Stufen rauf in das oberste Stockwerk. Trotz des diesigen Wetters hatten wir von hier oben einen tollen Blick auf die 1700 m lange 1. Yangtsebrücke, auf das Gelände ringsum den Schlangenberg und die Stadt Wuhan. Eines müssen wir natürlich noch erwähnen, Wuhan war nun doch mehr unseren Vorstellungen einer chinesischen Großstadt entsprechend, nicht so wie Shanghai, wo alles sauber und super war. Nachdem wir die Aussicht und auch die Kranichbildnisse im Turminneren genossen hatten machten wir uns an den Abstieg und begaben uns zu der auf einem Hügel gegenüber dem Turm befindlichen großen Glocke. Asiatische Glocken werden meist anders geschlagen als die im europäischen Raum. Bei uns hängt der Klöppel ja innen und die Glocke wird geschwungen. Hier ist der Klöppel außen und wird gegen die Glocke geschlagen. Der Klöppel bestand hier aus einem Baumstamm, der an zwei Ketten aufgehängt und mit einer Lederschürze versehen war. Dieser Stamm wurde so geschwungen und gegen die Glocke geschlagen. Je mehr, um so lauter dröhnte diese, das ging schon richtig ins Mark. Für 10 Yuan konnte man auch drei Glockenschläge ausführen und so wurde ich nicht Glöckner von Notre Dame sondern  Glöckner von Wuhan und lies den Klöppel dreimal  kräftig auf die Glocke prallen. Silke meinte ich solle die Glocke ganz lassen. Na so doll war es denn nun auch nicht. Ich bot ihr noch an, dass sie doch auf dem Stamm Platz nehmen soll, doch dies wollte sie auch wieder nicht. So sind halt die Frauen
Nun hatte unsere Besichtigung hier auch ihr Ende erreicht und für uns hieß es nun sich in den engen Bus zu zwängen und die Fahrt nach Yichang anzutreten.

 

Hier wartete unser Kreuzfahrtschiff auf uns und von dort ging dann die Yangtse Kreuzfahrt los. Die Busfahrt dauerte ca. 6 Stunden, wir erreichten Yichang und hatten noch das Abendessen. Nach dem Essen stürmten wir alle noch einen Supermarkt und deckten uns ein wenig mit Wein und Bier ein, da laut Reiseleiterin dies wesentlich günstiger sei und auf dem Schiff für die Getränke doch deftige Preise erhoben werden.


Wir erreichten unser Schiff, die 1994 erbaute und dieses Jahr komplett renovierte Sunshine China. Wir sind nach der Generalüberholung die ersten Passagiere und so ist es fast wie auf einem neuen Schiff. Unsere Kabine auf dem Bridgedeck ist geräumig, hat einen Balkon, Bad und zwei Betten sowie einen Schreibtisch.  Auch sonst ist auf dem 87 m langen und knapp 17 m breiten Schiff ausreichend Platz. Es hat 81 Kabinen für 162 Passagiere, kann 28 km/h schnell fahren und hat insgesamt 110 Mann Besatzung. Zum Glück ist es nicht ausgebucht, wir sind etwa 100 Passagiere auf der Tour, dadurch ist es beim Essen auch nicht so überfüllt.


Abends sitzen wir noch zusammen und beginnen die Getränkebeute aus dem Supermarkt zu vernichten.
In der Nacht gibt es noch einen Lacher, der Boden der Kajüte ist etwas nach außen gewölbt, so dass er leicht zum Balkon abfällt.  Somit ist eine leichte Schräge vorhanden. Da ich in der Nacht immer wieder mal versuche einen Knoten in mein Bettlaken zu bekommen, bewegte ich mich dort auch viel. Die Matratze war nur aufgelegt und lag wohl schon etwas schräg, jedenfalls kam sie ins Rutschen und plötzlich gab es einen Schlag und ich war mit Matratze aus dem Bett gekippt. Meine Erklärung, dass man auf Kreuzfahrtschiffen so immer aufstehen würde nahm mir meine liebe Frau allerdings nicht ab und lachte schallend. Na da werden die Anderen am Frühstückstisch dann auch noch lachen dürfen.

Tag 6

Um 06.30 Uhr legt unser Schiff in Yichang ab und wir beginnen mit der Fahrt durch die drei Schluchten. Es geht zunächst durch die Xiling Schlucht, die aber längst nicht so reizvoll ist, wie die folgenden. Auch wenn die Felsen am Ufer schon einmal interessant aussehen, es wird noch besser kommen und darum versäumen wir nicht allzu viel.


Um 08.30 Uhr legen wir wieder an, wir haben uns inzwischen mit dem Frühstück an Bord gestärkt und warten nun voller Tatendrang auf unseren ersten Landgang, der uns zum größten Stauseeprojekt der Welt, dem Drei Schluchten Staudamm, führen wird. Wir gehen an Land und steigen in einen Bus, der uns zum Sicherheits Check In wie auf einem Flughafen fährt. Alle Sachen werden durchleuchtet und man wird auch selber abgeprüft. Kein Wunder, denn dieser Staudamm ist eines der wichtigsten Wirtschaftsprojekte Chinas mit dem man ein Achtel des gesamten chinesischen Strombedarfs produziert. Da will man natürlich alle Versuche eines Anschlages von Beginn an verhindern.


Der Staudamm ist wie gesagt, das größte derartige Projekt der Welt. Die Staumauer ist die mit 2309 m Länge und 185 m Höhe jeweils zweitlängste oder auch zweithöchste Mauer der Welt. Länger ist nur der Assuanstaudamm in Ägypten und höher der Hoover Staudamm in den USA. Die Mauer ist unten 124 m stark und oben auf der Dammkrone immer noch 18 m. Diese gewaltige Mauer hält hier den Yangtse, den man auf eine Länge von 650 km aufgestaut hat und eine Wasserfläche von 1084 Quadratkilometern hat. Gekostet hat dieses 1994 begonnene und 2009 beendete Projekt 18 Milliarden €.  2003 wurde die Staumauer fertig gestellt und bis 2009 erledigte man die folgenden Bauarbeiten mit der fünfstufigen Schleuse und den Elektrizitätswerken. Gegenwärtig baut man noch das weltgrößte auf  Hydraulik basierende Schiffshebewerk. 2014 soll dieses fertig sein und dann in 45 Minuten Schiffe mit einem Gewicht bis zu 3000 t heben. Gegenwärtig dauert die Schleusenauffahrt durch alle 5 Stufen und über eine Höhe von 123 m ca. 4 Stunden. Wir werden da dann auch noch durchfahren. Mit 32 Turbinen ist der Drei Schluchten Stau-Damm das weltgrößte
Wasserkraftwerk. 6 der Turbinen dienen als Ersatz, die restlichen laufen beständig und erbringen eine jährliche Energie von 84,7 Milliarden Kilowattstunden. Natürlich sind dies die Meldungen des Erfolges dieses Projektes, man muss aber auch die andere Seite sehen. 1,4 Millionen Menschen mussten wegen des Staudammes umgesiedelt werden, betroffen waren 13 Städte, 140 Kleinstädte, 607 Fabriken und1352 Dörfer. 800 historische Stätten versanken in den Fluten und 30.000 Hektar Ackerland sind nun überspült. Diese Umsiedlungsmaßnahmen werden sicher auch anders abgegangen sein, als wir es aus Deutschland kennen, wenn dort ein Dorf dem Tagebau weichen soll. Auch mit der Umwelt gab es viele Probleme, so ist durch den Damm der natürliche Weg des China – Störs, einem selten gewordenen Fisch, versperrt. Man hat zwar in Yichang eine große Zuchtfarm aufgebaut, doch ob alle Probleme damit behoben sind? Nun kann man abwägen, was ist wichtiger. Der Staudamm und die Regulierung des Flusses sowie die saubere Energiegewinnung? Oder die Städte, Dörfer und Wohnorte der Menschen, die historischen Stätten und die Umwelt? Ich denke, uns steht da auch kein Urteil zu, da wir auch zu wenig Hintergrundwissen haben. Auf alle Fälle sollte man aber bei allen Urteilen, die man fällen möchte oder nicht, auch bedenken, dass man für die so gewonnene saubere Energie sonst im Jahr 5 Millionen Tonnen Kohle, die man auch erst einmal in den unsichersten Bergwerken der Welt – nämlich chinesischen Bergwerken – gewinnen muss und bei deren Verbrennung 2 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt werden würden. Auch gibt es nun keine Überflutungskatastrophen mehr. Nun kann sich an Hand der Fakten jeder seine Meinung bilden und diese wird doch davon determiniert, was dem Einzelnen wichtig ist. Wir wollen hier keine Belehrung von uns geben.


Mit dem Bus fahren wir zunächst, nachdem wir die Sicherheitskontrolle überstanden haben und alle Gesichter für würdig befunden wurden diese Sehenswürdigkeit auch aus der Nähe zu sehen, zum Punkt 185. Dies ist ein Aussichtspunkt, der genau wie die Mauer 185 m hoch ist und somit mit der Dammkrone auf einer Linie liegt. Hier erhalten wir von Li, unserer örtlichen Reiseführerin auf dem Schiff, die ersten Informationen, die wir akribisch notierten und vorhin wiedergaben. Wir können von hier die gewaltige Mauer sehen und uns ein erstes Bild von diesen gigantischen Bauwerk machen. Dann geht die Fahrt weiter zum höchsten Punkt, einem Aussichtspunkt mit einem tollen Blick auf die Staumauer und das Elektrizitätswerk sowie die riesige Fünfkammernschleuse. Am höchsten Punkt gibt es in einem Gebäude auch noch ein Modell der gesamten Anlage und Li zeigt uns daran die einzelnen Abschnitte. Ihre Erklärungen sind sehr interessant und so erfahren wir wesentlich mehr, als in den Reiseführern über dieses Projekt steht. Sehr gut gefällt uns der offene Umgang auch mit den Problemen, die der Staudamm für die Umwelt und auch die umgesiedelten Menschen mit sich brachte.  So erfahren wir, dass alle umgesiedelten Menschen eine neue Wohnung erhalten haben, die auch ferngeheizt ist, was in China nicht überall der Fall ist. 40 % des Gewinns aus der Stromerzeugung werden hier für die Region und ihre Entwicklung per Gesetz eingesetzt, um den Menschen auch keine weiteren Nachteile zukommen zu lassen.


Vom Modell aus gehen wir zum Aussichtspunkt und können von dort oben im 360 Grad Rundblick all diese faszinierenden und gigantischen Bauwerke von oben noch einmal sehen. So sehen wir in die Schleusenkammer, in die für einen Schleusungsgang immer bis zu 6 Schiffe einfahren können. Die Schleusenanlage ist auch mit vielen Blumen und Rabatten verziert, so dass sie sogar von oben wie eine Parkanlage aussieht. Auch das Umfeld des höchsten Punktes ist sehr schön mit Blumen, Rabatten und Springbrunnen verziert. Ein riesiges Buch aus Metall weist auf seinen aufgeschlagenen Seiten links in chinesischer und rechts in englischer Schrift noch einmal alle wichtigen Daten und  Kennzahlen zum Staudammprojekt aus. Silke soll mal umblättern, ob danach eventuell noch eine Seite mit deutscher Schrift kommt,
Doch das schafft sie nicht. Nach der Führung ist unsere Besichtigungszeit auch schon wieder um und es geht zurück zum Schiff. Wir legen wieder ab und nun fahren wir in die Schleusenanlage ein. Nun treten wir diesen Weg nach oben an, wir beobachten die Schleusung und nehmen zwischendurch auch das Mittagessen ein. Am Nachmittag werden Vorträge und auch Vorführungen verschiedener handwerklicher Arbeiten angeboten. Wir ruhen uns lieber erst einmal ein wenig aus und verfolgen von unserem Balkon aus die Schleusung.


Am Abend ist dann Begrüßungsempfang beim Kapitän unseres Schiffes mit einem Glas Perlwein und einem kleinen Imbiss. Der Kapitän stößt mit seinen Passagieren auf eine gute Fahrt an und steht auch für Erinnerungsfotos bereit.
Nach dem Abendbrot setzen wir 8 vom Tisch uns wieder zusammen und haben eine lustige Runde beim Würfelspiel Lügenmax.

Tag 7

Auch heute müssen wir zeitig aufstehen, denn schon um 08.00 Uhr geht unser Ausflug den Shennong Fluss rauf, einem Nebenfluss des Yangtse, los. Wir haben die Nacht vor der Stadt  Badong geankert und werden hier zunächst von Motorboot abgeholt. Zum Frühstück hatten wir noch die Einteilung für die Ruderboote, in die wir am Ende der Motorbootfahrt umsteigen werden, erfahren. Unser Tisch sitzt komplett im Boot 3.


Vorbei an der großen Yangtse Brücke von Badong geht es los. Dies ist auch noch eine weitere Bemerkung wert. Was haben wir in Deutschland für einen Summs gemacht mit der Rügendammbrücke. Alleine auf der Yangtsefahrt haben wir etwas 40 Brücken in diesen Ausmaßen gesehen. Da kann man auch mal wieder so einige Verhältnisse erkennen.


Doch zurück zu unserer Ausfahrt. Wir fahren in die auf den Felsen mit weichen Bambus üppig begrünte ca. 60 m breite Shannong – Schlucht. Kalksteinfelsen türmen sich steil vom Wasser aus empor und man kann an der Felsverfärbung erkennen, wie hoch das Wasser zur Zeit des Monsun ist wenn der Staudamm noch mehr Wasser aufnehmen muss. Unterwegs sehen wir auch oft Höhlen in den Felsen und erfahren, dass es hier auch in den Felsen hängende Särge gibt. Die Gegend wird von der ethnischen Minderheit des Ba Volkes bewohnt.  Dieses Volk lebte immer am Wasser und musste mit dem Wasser auskommen. So bestattete man auch die Toten in über dem Wasser hängenden Särgen, damit sie auch nach dem Tod noch mit dem alles bedeutenden Wasser in Verbindung sind. Leider sind nur wenige solcher hängenden Särge auszumachen.

 

Auf der Rückfahrt können wir dann dank des aufmerksamen Kapitäns einen solchen in einer Felsritze ausmachen und fotografieren. Er ist auf dem Bild allerdings nur mit der Lupe auszumachen, so dass wir dieses Foto auch gar nicht erst hier einfügen. Unsere Fahrt führt uns auch an einem Felsen vorbei, auf dem eine Affenfamilie gerade ihre Morgentoilette macht, leider war da der Fotoapparat gerade nicht einsatzbereit, da Batteriewechsel anstand.


Nach einer Stunde Fahrt durch diese wunderschöne Landschaft hatten wir unseren Umsteigepunkt erreicht und wechselten nun in die Ruderboote, die man ihrer Form wegen hier Bohnenboote nennt. 6 Mann Besatzung hat ein solches Boot, die uns nun weiter den Fluss hoch rudern. Eine ganz harte Arbeit und wir hören, dass die Reiseveranstalter etwa 18 € für eine solche Tour bezahlen. Die Besatzung darf auch nur eine Tour am Tag durchführen und muss teilweise bis zu 2 Stunden zum Umsteigepunkt von ihrem Heimatdorf rudern. Doch anscheinend ist es für sie noch ein wichtiger Verdienst und wir glauben, sie sind froh diesen noch zu haben. Selber aber hat man dann schon ein weniger gutes Gefühl, wenn man solche Fakten hört.


Die Landschaft in dieser Schlucht ist aber um so faszinierender, teilweise sieht es aus, als ob Tropfsteine am Ufer herabhängen. Auch hängen manchmal die Pflanzen wie Lianen über die Felsen hinab und die Felsen selber haben sehenswerte ineinander greifende Farben. Man könnte nur schauen und diese einzigartige Landschaft genießen.

Nach einiger Zeit der Fahrt wird an Land gerudert und 2 Mann der Besatzung steigen aus. Mit einer Leine ziehen sie  das Boot oder besser sie treideln es, wie man das Ziehen von Booten von Land aus nennt. Früher haben die hier lebenden Männer des Tuja Volkes mit dieser harten Arbeit auch ihren Lebensunterhalt verdient und wir hatten auch Bilder mit nackten Männern, die Schiffe den Fluss entlang ziehen, gesehen. Teilweise machen sie es auch heute noch, doch inzwischen wohl mehr für touristische Zwecke. So zogen sie vor allem die Boote bis zu den Stellen, wo man dann die Waren vom gezogenen Boot in ein Motorboot umladen konnte, denn in die schmalen Schluchten kann man nicht mit größeren Booten einfahren. Beim Treideln singen die Männer unserer Bootscrew auch wie es die Tuja Männer machen. Es waren schon erstaunliche Gesänge, die noch ihren besonderen Klang durch die Akustik der Schlucht bekamen.


Am, Ende der Treidelstrecke, dort wo die beiden Besatzungsmitglieder zurück ins Boot kommen, müssen wir leider wieder umdrehen, obwohl wir sehen, dass der Treidelweg noch weiter geht. Man sieht aber auch einen Wachturm und so kann man davon ausgehen, dass das dahinter liegende Gebiet bestimmt nicht für Touristen vorgesehen ist. Nun geht die Fahrt wieder mit Rudern zurück und unser örtlicher Reisebegleiter stimmt ein chinesisches Lied an, in dem den Arbeitern für ihre Arbeit gedankt wird. Er erklärt uns vorher noch den Refrain und wir singen mit ihm das Dankeslied. Das chinesische Lied hört sich auch hier sehr gut und vor allem zur Landschaft passend an.


Am Umsteigeplatz angekommen, müssen wir wieder ins Motorboot umsteigen und fahren noch einmal die schönen Schluchten entlang. Am Affenfelsen lauere ich hinter meiner Kamera, aber die Affenfamilie ist inzwischen verschwunden. Schade, es gibt keine Affenbilder. Dafür aber sehen wir dann, wie eingangs erwähnt nunmehr den hängenden Sarg. In schwindelerregender Höhe hängt er in einer engen Felsspalte über dem Fluss.


Wir erreichen nunmehr unser Kreuzfahrschiff und steigen wieder um. In Badong legen wir und ab und die Fahrt geht weiter den Fluss rauf. Zeitlich passt dies jetzt alles gut zusammen, denn zunächst fahren wir noch durch das „normale“ Landschaftsbild, wenn man dies für diese Gegend überhaupt sagen kann. Die begrünten Felsen und der Fluss sind immer wieder toll anzusehen. Doch wir können erst einmal in Ruhe Mittag machen und dann kommen die nächsten Höhepunkte der Fahrt, die Durchfahrt der Wu Schlucht oder auch Hexenschlucht genannt und danach die Fahrt durch die Quatang Schlucht mit dem berühmten Kui Tor. Nach dem Mittag fahren wir dann in die Wu Schlucht ein und Li erklärt uns die Legenden der Schlucht sowie auch die Felsformationen, die wir nun zu beiden Ufern des Flusses sehen können.


Zunächst erklärt sie uns, dass Wu übersetzt Hexe heißt, es aber Hexen in der chinesischen Sage so nicht gibt, wie wir sie kennen. Es ist dann auch eher eine Fee und keine böse Hexe Babajaga oder so was. So lebten die Hexen im Himmel und die sich dann hier ansiedelnde Hexe, aber auch Geisterfee genannt, kam aus dem Paradies um den Helden Da Yu bei der Flussregulierung zu helfen. Da ihr dann aber Gegend und Land so gut gefielen, beschloss sie hier zu bleiben und ihren Wohnort im Paradies mit der Wu Schlucht einzutauschen. Somit gibt es dann auch hier den Geisterfeefelsen zu sehen, der so etwas wie die chinesische Loreley ist. Dazu gibt es aber auch noch andere Legenden. Zu Zeiten der Geisterfee sollen hier auf 12 Berggipfeln 12 Drachen gehaust haben, die für das Hochwasser und das damit verbundene Unglück verantwortlich waren. Als die Geisterfee und Held Da Yu dies erkannten vernichteten sie die 12 Drachen, so dass nur noch die 12 schönen Gipfel, auf denen diese Drachen einst hausten, übrig blieben. Die Hexe blieb ja auch und man sagt, wenn sie gute Laune hat, würde gutes Wetter in der Schlucht herrschen und bei schlechtgelaunter Hexe würde es regnen. Zum Glück hatte Madame gute Laune, als wir durchfuhren und es gab somit keinen Regen.


Bei der Durchfahrt sehen wir einige dieser 12 schönen Gipfel, Li erklärt, dass man vom Fluss her nur 8 sehen kann. Sie erklärt uns die Gipfel und mit einiger Phantasie kann man aus dem Gipfel und dem Namen sich ein Bild machen. So sehen wir den Grüne Wand Berg, den Scherenberg und den Kamelkopfberg. Dann folgt der Frauenkopfberg und der Geisterfeefelsen mit der Loreley. Dies ist eine auf dem Geisterfeefelsen stehende ca. 7 m hohe Steinsäule, die wie ein schlankes Mädchen aussehen soll. Die andere Legende zu der chinesischen Loreley besagt, dass dort auch viele Schiffsunglücke wegen der Stromschnellen und der schönen Maid waren. Alten Schriften zu Folge soll sich dort auch ein Aussichtsplatz befunden haben, an dem Yao Li, die Tochter des sagenumworbenen Roten Kaisers sich in ein Glückskraut oder eine Steinsäule verwandelt haben soll. Gao Yang, ein Herrscher der Chu, soll sich hier – wo Wolken (yun) und Regen (yu) den Berg häufig verhüllten, in Yao Li verliebt haben. Daher gilt auch heute noch der Begriff yun yu in China als Synonym  für heimliche Liebe.
Somit wurden erst einmal die Legenden hier geklärt. Die Berge hier sind im Schnitt zwischen 1000 und 1200 m hoch. Gegenwärtig baut man hier auch eine Anlegestelle und einen Fußpfad hoch zum Loreley Felsen, so dass man vom Fluss aus in ca. 4 Stunden dort hoch steigen kann.


Wir passieren nun den Wolkenberg, die höchste Erhebung in der Wu Schlucht und kommen an dem Ewigen Wasserfall vorbei. Dieser Wasserfall wird aus einer unterirdischen Quelle in den Bergen gespeist. Mit der Vorbeifahrt an all diesen schönen Felsen und ihren Geschichten haben wir dann den schönsten Teil der Wu Schlucht passiert und fahren weiter in Richtung der Quatang Schlucht. Das Ufer wird nun durch terrassenförmige Felder geprägt. Hier baut man vorrangig Mandarinen an und sie können 2 mal im Jahr geerntet werden. Die Landschaft zieht einen, auch wenn die schönsten Teile  bereits passiert sind, weiter in den Bann.


Zum späteren Nachmittag erreichen wir nun die ca. 8 km lange beeindruckende Quatang Schlucht. Schon die Einfahrt an einer Flussgabelung alleine ist sehenswert.  Auch in dieser Schlucht stürzen sich steil die Felswände ins Wasser und die Berge türmen sich himmelhoch über uns auf. Der höchste Berg ist hier 1526 m hoch. Diese Gegend wird auch durch das Ba Volk bewohnt und so nimmt es nicht Wunder, dass wir wieder auf einen hängenden Sarg stoßen, der auch wieder kaum sichtbar in einer Felsspalte über dem Fluss hängt.
Früher gab es hier auch Treidelwege und als der Fluss noch nicht reguliert wurde, waren hier sehr gefährliche Stromschnellen, so dass die Boote dann von land aus gezogen wurden. Diese alten Treidelwege sind aber durch die Aufstauung nun im Wasser verschwunden.
Eine steile, sehr glatte, Felswand weist eingeschlagene chinesische Schriftzeichen auf. Die Wand wird die Wand der Kalligraphie genannt. Hier haben früher die Generäle der verschiedenen Dynastien auf diese Weise geschichtliche Daten eingetragen und auch ihre Heldentaten im Kampf niedergeschrieben. Viele Zeichen wären bei der Anstauung überflutet wurden, so dass man sie sicherte. In Museen der chinesischen Geschichte kann man sie nunmehr bewundern. Durch das sogenannte Kui Tor, das in China berühmt und auf der Rückseite der 10 Yuan Scheine auch festgehalten ist, verlassen wir nun die Quatang Schlucht, die auch Blasebalg Schlucht genannt wird. Dies hat mit der Form und Enge der Schlucht zu tun. Diese 8 km gehören aber mit zu den reizvollsten der Drei Schluchten Tour. Links sehen wir an der Ausfahrt nun noch die Stadt Fengije mit einem Teil der noch erhaltenen alten Stadtmauer und einem originellen haus, dass über mehrere Terrassen erbaut ist. In ihm befindet sich heute ein Museum zur Historie der Gegend.


Das Schiff geht diesmal nicht vor Anker und wir genießen dann auch die Lichter vorbeiziehender Städte und Dörfer. Mit unseren neuen Freunden sitzen wir im Salon und tauschen unsere Eindrücke aus. Trotz Nachtfahrt können wir sehr gut schlafen, von dröhnenden Schiffsmotoren oder ein Vibrieren ist auf dem Schiff nichts zu spüren.

Tag 8

Johannes, unser junger Mitreisender aus Österreich, hat heute Geburtstag. Sein Vater und er sitzen ja mit uns am Tisch und aus unserer kleinen 8 er Gruppe ist eine schöne Freundschaft entstanden, wir haben jeden Tag viel Spaß miteinander und so ist es für uns klar, dass wir den Johannes heute eine besondere Überraschung zu diesem Tag in der Ferne bereiten wollen. Als Geschenk hatte ich gestern schon eine chinesische Militärmütze ganz in grün und natürlich mit einem roten Stern gekauft. Georg hatte ihm einen chinesischen Strohhut gekauft. Von Li besorgten wir uns kleine Puppenkerzen, die wir früh auf die, aus einer  noch im Koffer aufgefundenen Tüte, Harribokonfektstücken aufsteckten. Von der Bar borgten wir uns einen großen Teller und konnten so eine symbolische Torte mit 23 Kerzen zu dem 23. Geburtstag kredenzen. Die Überraschung gelingt vollends, Johannes ist total überrascht und überwältigt, mit so einer Sache hatte er bestimmt nicht gerechnet, er kannte uns eben noch zu wenig.


Unser Tagesausflug hat heute die Geisterstadt Fengdu zum Ziel. Um es vorweg zu nehmen, bei dem Wort Geisterstadt dachten wir erst eher an eine verlassene Stadt im Zusammenhang mit der Staudammflutung. Dies liegt vollkommen daneben, denn Fengdu ist noch aus der Han Zeit vor etwa 2000 Jahren als „Eingang zum Hades“ oder auch „Höllentor“ berüchtigt. Die Geisterstadt wurde zunächst nach zwei berühmten Beamten die Yin und Wang hießen benannt. So hieß der Ort nach ihnen Yin Wang, was dann aber auch zusammengesetzt eine andere Bedeutung, nämlich „König der Unterwelt“ im chinesischen hat. So entstand hier ein Wallfahrtsort, den man dann vorrangig im 7. Jahrhundert mit etlichen themenbezogenen Tempeln ausstattete. Zu diesen Tempeln führt ein langgezogener Bergweg, bei dem man ca. 510 Stufen steigen muss. Oben sind dann die hochgelegenen Tempelhallen mit Darstellungen des Königs der Unterwelt, des Jüngsten Gerichts, des buddhistischen Fegefeuers (der Hölle) und der Pavillon des Himmelssohnes.
Wir steigen vom Schiff und müssen erst einmal 147 Stufen bis zur Straße am Ufer erklimmen, wo wir in einen Elektro- – Shuttlebus steigen, der uns dann zum Eingang der Tempelanlage bringt. Hier kann man sich dann entscheiden, ob man mit einem Sessellift oder zu Fuß hoch zu den Heiligen Hallen gelangen will. Wir entscheiden uns für den Fußweg und beginnen den Aufstieg. Dabei haben wir auch erst einmal einen tollen Blick auf ein dort neu entstandenes großes Hotel
dessen Front in Form des Gesichtes des Himmelssohnes gestaltet ist.


An der Sesselliftstation treffen wir den Teil der Gruppe wieder, die sich lieber für diese etwas weniger anstrengende Form der Höhenbewältigung entschieden hatte und von hier an beginnt dann die interessante Führung. Li übernimmt den Teil der Reisegruppe, die mit uns immer im Bus 2 sitzt und erklärt uns sehr anschaulich und nachvollziehbar die Geschichte dieses Ortes, der ihr bei aller Aufgeklärtheit doch etwas unheimlich zu sein scheint. Zunächst machen wir einen Exkurs in die Formen der chinesischen Religionen und man muss zum Verständnis wissen, dass  sie vorrangig drei Religionen haben, die sich aber auch alle dann hier in den Tempeln wiederfinden.  Buddhismus, Daoismus und Konfuzianismus sind diese Hauptreligionen. Der Buddhismus hier spaltet sich aber auch wieder in verschiedene chinesische Unterformen auf und hier ist der sogenannte Han Buddhismus vertreten. Diese Glaubensrichtung sagt, dass die Menschen durch die Hölle oder auch durch die Prüfungen des Königs der Unterwelt gehen müssen. Aus dem Ergebnis dieser Prüfung heraus entscheidet sich dann, ob sie nach ihrem Tod im buddhistischen Fegefeuer oder im Paradies landen. Alles auch sehr ähnlich den christlichen Lehren. Anders aber ist, darum ist es auch Wallfahrtsort, dass die Menschen schon zu Lebzeiten hierher kommen, um so die Prüfungen des buddhistischen Königs der Unterwelt zu bestehen. Schaffen sie es oder auch nicht, werden sie im Glauben im sogenannten Buch der Seelen notiert und für die Zeit nach dem Tod vorgemerkt, wo sie dann sein werden.  Man kann also reservieren lassen.
Es sind drei verschiedene Prüfungen zu absolvieren und Li erklärt uns diese nacheinander. Die erste Prüfung ist das Überwinden einer Brücke, sie nennt sich die Brücke der Hilflosigkeit. Diese steht mit zwei weiteren Brücken zusammen und man kann sich nacheinander für ihre Überwindung entscheiden. Wählt man zuerst die Brücke der Hilflosigkeit muss man sie mit seinem Partner Arm in Arm in einer ungeraden Schrittzahl von 3, 5 oder 7 Schritten überwinden. Schafft man dies, so wird man auch im Paradies immer mit seinem Partner zusammenbleiben. Silke hat Pech, denn wir schaffen es und so hat sie mich auch weiterhin am Hals, nichts ist mit Party im Himmel oder Hölle. Im buddhistischen Glauben führt diese Brücke über den sinnbildlichen Blutteich aus dem die Arme der Dämonen herausgreifen und die schlechten Menschen von der Brücke in den Blutteich ziehen. Überwindet man in der geschilderten Art die linke Brücke, so verspricht sie dann
Reichtum und die rechte verspricht Gesundheit. Wir nehmen dann noch als nächstes die rechte Brücke um auch gesund zu bleiben, da auch ein wenig Reichtum nicht schaden kann, folgt zum Schluss noch die linke Brücke. Somit haben wir dann auch die erste Prüfung bestanden, diese kann man auch bei den Wallfahrten ablegen.


In der Unterwelt erwartet einen dann nach dem Überwinden der Brücke im Übergang vom Leben zum Tod eine alte Frau, die eine Suppe kocht und sie reicht. Es ist die Suppe des Vergessens. Bei einer Wallfahrt ist diese Frau natürlich nicht da. Man muss diese Suppe trinken und vergisst alle irdischen Dinge, die dann im Fegefeuer oder Paradies nicht mehr wichtig sind.
Wir kommen weiter in einen Tempel, in dem Vortempel wird papiernes Opfergeld für die Toten verbrannt und rechts und links von der in der Mitte befindlichen bronzenen Buddhafigur sind die 18 Schüler Buddhas aufgestellt. Diese haben sehr eindrucksvolle Gesichter und sind jeder Einzelne wert genauer betrachtet zu werden.


Unser Weg führt uns weiter nach oben und die zweite Prüfung erwartet uns. Eine Treppe ist schnell zu überwinden, dabei ist der Atem anzuhalten und man darf während des Treppenlaufens nicht atmen und sich schon gar nicht umdrehen. Die Dämonen rufen hinter einem und ähnlich wie die Sirenen in der griechischen Mythologie gibt es süßen Gesang. Wer sich umdreht hat verloren und ist Beute der Dämonen. Ungeachtet der Sprüche der anderen und Rufe wie „Du hast Deinen Fotoapparat verloren“ atme ich tief ein und stürme ohne mich umzudrehen die Treppen hoch. Silke an meiner Seite ebenso und wir überwinden die ca. 30 Stufen in der geforderten Form. Somit ist auch die zweite Prüfung bestanden.


Von der Treppe aus kommen wir nun an das Vortor zur Hölle. Hier werden einem auch die Geister, die einen dort dann erwarten bildlich vorgestellt.
Begegnet man dem Guten, dem weißen Geist, dann hat man Glück denn er führt einem zum Paradies. Trifft man aber auf den Schwarzen als Empfangskomitee, dann ist der Weg auch klar. Diesen mit seinen Ketten treffen natürlich nur die schlechten Menschen, die zu Lebzeiten kein gottesfürchtiges Leben gelebt haben. Er führt sie dann ins Fegefeuer.
Das hohe Eingangstor müssen Männer mit dem linken und Frauen mit dem rechten Bein zuerst übersteigen, sonst werden sie dahinter im Geschlecht umgewandelt und landen auch in der Hölle.
Dem Tor schließt sich die Straße der Dämonen an, hier sind die Dämonen, die einem im Leben und auch in der Hölle begegnen können als Steinfiguren dargestellt. So sehen wir hier die uns auch nicht so ganz unbekannten Dämonen des Alkohols, des Fleisches, der Fleischeslust (Sex) und andere. Diese Dämonenfiguren zieren die Straße bis zum Schwarzen Tor, dem symbolischen Eintritt zum Hades. Auch hier müssen die Männer wieder zuerst mit dem linken und die Frauen mit dem rechten Bein die hohe Schwelle übersteigen.
Der Weg führt nun vorbei am sogenannten Heimatturm, symbolisch kann man noch einmal darauf steigen, um zurückzuschauen und die Heimat ein letztes mal zu sehen, ehe man dann dem König der Unterwelt gegenübersteht.


Nun stehen wir direkt vor dem Eingang in den Tempel des Königs der Unterwelt, man sieht ihn im hinteren Teil schon schemenhaft mit seinem roten Umhang. Hier ist nun auch die letzte, die dritte Prüfung zu absolvieren. In einem  Steinkasten befindet sich eine Steinkugel. Auf dieser müssen Männer mit dem linken und Frauen mit dem rechten Bein mindestens drei Sekunden stehen und den Blick frei gerade aus nach oben zum König der Unterwelt gerichtet haben. Dieser kann dann dem so vor ihm stehenden Menschen in die Augen schauen und dieses gibt ihm den Blick zu seiner tiefsten Seele frei. So kann der König der Unterwelt entscheiden, ob es sich um einen guten Menschen handelt oder nicht, also Selektion für Himmel und Hölle vornehmen. Rechts und links sind dann auch wieder die Figuren des weißen und des schwarzen Dämons aufgestellt, die dann das arme Sünderlein je nach Selektionsergebnis in Empfang nehmen und zum entsprechenden Zielort bringen. Ich necke Silke, da sie bei ihrem Stehversuch nicht nach oben geschaut hatte, dass sie wohl nun in die Hölle käme, ihre Antwort war, dass dort sowieso mehr los wäre und außerdem wäre es dort wenigstens warm.
Letztendlich stehen wir dann vor der Figur des Königs der Unterwelt, einer großen kupfernen Figur mit purpurnen Gewändern. Im Flackern des Kerzenlichtes ist er schon sehr majestätisch und auch etwas mythisch anzusehen.


An den Abwegen von der Audienz beim König der Unterwelt kommt man an  Kammern vorbei, in denen dargestellt wird, wie die Dämonen die in die Hölle gekommenen Menschen quälen, peinigen, foltern. Hier müssen nun die Sünder die Buße für ihr schlechtes Leben tun und werden zur Strafe gefoltert, gestochen, gebrannt, überrollt, ersäuft und weitere ähnliche Schauersachen müssen sie erleiden. So sollen die Menschen, die als Wallfahrer an den Ort kommen geängstigt werden und sich so gottesfürchtig verhalten. Im Prinzip  sollen sie sich gegen die Obrigkeit nicht wiedersetzende Untertanen werden. Nichts anderes als bei uns, nur in einer anderen Verpackung und Darstellung.


Leider ist unsere Zeit dann wieder sehr knapp und wir können uns nach der Führung nur noch wenig individuell umschauen, da wir dann schon wieder zum Schiff zurückmüssen. In den Shops gibt es auch sehr schöne Sachen und hier werden wir das erste mal zu Händlern und feilschen um die Preise. Für Silke sehen wir einen sehr schönen, großen und stabilen Kamm aus Büffelhorn. Den geforderten Preis von 85 Yuan drücken wir auf 50 und sind bestimmt noch übers Ohr balbiert wurden. Eine typische „Jeder gewinnt Situation“, denn wir freuen uns den Preis gedrückt zu haben und der Händler freut sich den Kamm für diesen Preis verkauft zu haben. Auch für mich finde ich ein tolles Souvenir. Als Sammler historischer Waffenmodelle kann ich ein chinesisches Kampfschwert für 200 Yuan erwerben, hier waren 100 Yuan mein Vorteil. Ich glaube dieser Preis war sehr gut, denn gleiches Modell habe ich später in Peking für 1500 Yuan gesehen und dies ist doch schon ein Unterschied.  Das Schwert hat eine schöne ziselierte Klinge und mit chinesischen Buchstaben versehene Scheide. Wir hoffen, dass es in den Koffer passt, es stellt sich heraus, dass es zu lang dafür ist und dies wird im weiteren Reiseverlauf noch für viel Freude sorgen. Unser Gedanke ist auch schon beim Kauf, Hauptsache wir bekommen das ohne weitere Probleme nach Hause. Da es nichts antikes ist, werden wir aus der Sicht keine Probleme haben, nur die Größe gibt einige Aufgaben auf.
So geht es zum Mittag auf das Schiff zurück, dass jetzt von der Geisterstadt aus noch 174 km bis zum Zielort Chongqing zurückzulegen hat.  Der Nachmittag ist somit auch frei zum Schreiben, Lesen, Schlafen und einfach noch einmal dem Genießen der ruhig vorbeiziehenden Landschaft.


Abends ist dann Kapitänsdiner auf dem sich der Kapitän für die Tour bedankt und allen Gästen eine gute Weiterreise wünscht. Wir 8 vom Tisch setzen uns dann abends noch einmal zusammen  und bedauern, dass die schöne Kreuzfahrt nun auch schon wieder vorbeigeht. Wir ankern vor einer großen Brücke in einem der Ausläufer der Riesenstadt Chongqing und am Ufer wird eine buntes Feuerwerk abgebrannt. So ganz hat uns der Johannes nicht geglaubt, dass wir dieses extra noch für seinen Geburtstag organisiert hatten.
Abends mussten wir dann auch unsere Koffer packen und hier gab es dann noch ein wenig Aufregung wie wir mit dem zu langen Schwert umgehen. Letztendlich haben wir es in den Koffer gesteckt, wo 10 cm raussahen. Diese haben wir mit einer Tüte umwickelt und uns gesagt, entweder es geht heil durch oder eben nicht.

Tag 9

Wir sind in Chongqing, mit 32 Millionen Einwohnern die größte chinesische Stadt vor Shanghai und Peking, angekommen. Wir bezahlen unsere Schiffsrechnung für die Getränke und checken aus.


Chongqing ist eine Bergstadt und so ist sie sehr hügelig. Überall stehen Hochhäuser,leider ist es auch sehr dunstig, so dass man nicht so klare Aufnahmen bekommt, wie man es sich gewünscht hätte. Dieser Dunst ist hier aber an der Tagesordnung und die Tage mit klarem Himmel sind an einer Hand abzählbar. Chongqing ist auch eine sogenannte Backofenstadt, im Sommer wird es hier bis zu 40 Grad warm und dazu kommt eine hohe Luftfeuchtigkeit, also haben wir zur gegenwärtigen Reisezeit doch noch viel Glück mit dem Wetter.


Wir verlassen unser Schiff über eine Pontonbrücke und müssen auch wieder viele Stufen steigen, um zum uns erwartenden Bus zu kommen. Leider haben wir nicht viel Zeit in der Stadt, doch sie reicht wenigstens noch für eine kurze Rundfahrt mit Stop vor der gewaltigen im chinesischen Pagodenstil erbauten Kongresshalle. Diese Halle ist schon beeindruckend, vor ihr liegt ein großer Platz, auf dem die Menschen gerne ihre Freizeit verbringen. Spontan erscheinen sie auf dem Platz und tanzen gemeinsam Tai Chi, man sagt auch, dass dies „Oma-Disco“ wäre, da es fast alles Rentner sind. Wir haben ca. 20 Minuten Zeit auf dem Platz und können uns dort noch umsehen. Wir beobachten die Tänzerinnen, die ihre Musik mithaben und mit  Fahnen oder Tüchern ihre Übungen absolvieren. Aber auch ein Tanzpaar fällt uns auf, dass sich im Tango übt und dort gekonnt die entsprechenden Schritte vorführt.


Ein kleines Mädchen spielt Osterhase, sie hat ein Gestell mit 2 Osterhasen – Plüschohren auf und ist wirklich niedlich anzusehen. Nur leider ist sie sehr scheu und will sich partout nicht fotografieren lassen. Da hatten wir wesentlich mehr Glück mit einem kleinen buntgefärbten ursprünglich weißen Pudel. Da soll noch einmal einer sagen, dass die Chinesen die Hunde nur essen würden oder sollte dies ein extra gefärbter Osterbraten gewesen sein, dann kann man nur hoffen, dass es auch Lebensmittelfarben waren. Doch wir denken eher, dass inzwischen auch solche Hunde zu den Lieblingen der Chinesen gehören und nicht mehr im Wok landen.
Schade, die Zeit war auch wieder viel zu schnell um und gerne hätten wir noch
Ein wenig mehr von dieser Metropole gesehen, doch unser Flieger nach Xian würde deswegen bestimmt nicht auf uns warten. Also hieß es wieder in den Bus steigen und raus zum Flughafen, wir checkten ein und saßen um 10.45 im Flieger in die alte Kaiserstadt Xian, die uns bestimmt auch wieder tolle Erlebnisse bereiten wird. Dort angekommen erwartete uns Li, nicht die Reiseleiterin vom Schiff, sondern unsere neue örtliche Reiseleiterin aus Xian, die auch Li heißt. Im Übrigen sei hier nur erwähnt, dass Li der in China am häufigsten vorkommende Familienname mit 90 Millionen ist, also der chinesische Müller sozusagen.


Li spricht auch sehr gut deutsch, sie hat es in Xian studiert und weis sehr viel über ihre Heimatstadt zu berichten. So erfahren wir schon auf der Fahrt vom Flughafen, dass die Stadt Xian jetzt 8 Millionen Einwohner hat und Chinas geschichtsträchtigste Stadt ist. So diente sie bis ins 10. Jahrhundert als königliche und kaiserliche Residenz. 221 vor Christi konnte der kleine chinesische Staat Qin unter seinen Namen China vereinen und begann von diesem Tal, in dem heute Xian liegt, ganz China zu regieren. Qin Shihuang war der erste chinesische Kaiser, der vom damaligen Xianyang aus China regierte. Er war Begründer der Qin Dynastie und in seinem Kaisergrab wurde auch die als 8. Weltwunder gepriesene und weltbekannte Terrakotta Armee bei  Xian gefunden. Sie ist somit auch auf ihn zurückzuführen. Wir werden dann auf diesen Kaiser auch noch einmal bei der Großen Mauer in Peking zurückkommen.
Nachdem verschiedene Dynastien hier neue Hauptstädte gründeten, die aber wieder verfielen, errichteten die Kaiser der Sui Dynastie dann auf dem Gebiet der heutigen Altstadt von Xian zwischen 581 und 618 die neue Hauptstadt. Man ummauerte ein Gebiet von 80 Quadratkilometern und die heutige Altstadt war damals nur ein Bezirk dieser gewaltigen historischen Stadt, die schon damals die erste Millionenstadt von China war. Aber auch diese Stadt wurde am Ende der Tang Dynastie im 11. Jahrhundert zerstört. Zu Beginn der von 1308 bis 1644 herrschenden Ming Dynastie, über die wir auch noch viel hören werden, wurde auf den Ruinen der alten Kaiserstadt Cang an (bedeutet Ewiger Frieden) die heutige Stadt Xi an (bedeutet Westlicher Frieden und wird so auseinander geschrieben, ist aber nunmehr zusammengezogen) erbaut. Um diese Stadt baute man eine eindrucksvolle Stadtmauer. Diese ist inzwischen restauriert und ist die einzige komplett erhaltene Stadtmauer in ganz China. Wie alles in dem Land ist diese Mauer auch wieder gigantischen Ausmaßen, so ist sie knapp 14 km lang und 12 m hoch. Unten ist die Mauer 18 m breit und auf der Krone sind es noch 15 m, so geht sie im Quadrat in diesen gigantischen Ausmaßen um die Altstadt herum. Es gab vier große Tore, das Süd-, das Nord-, das
 West- und das Osttor. Von diesen vier Toren ist das Südtür noch am besten erhalten. Um die Mauer herum verlief noch ein gewaltiger 7 m tiefer und 20 m breiter Wassergraben, über diesem gab es vor den Toren dann Zugbrücken. Davon ist leider nur noch ein Modell vor dem Südtor erhalten.
Das Hauptgebäude auf dem Südtor ist noch original erhalten und aufwendig restauriert. Jedes der Tore bestand aus 3 Torkomplexen, dem hinteren Haupttor, dem Vortor und dem noch davor liegenden Brückentor. Dies diente der besseren Verteidigung und dem Schutz.
Vom Südtor hat man einen tollen Blick auf eine große stadteinwärts führende Allee, die zum Glockenturm der Stadt geht. Früher wurde am Morgen die Glocke geschlagen und nachdem Glockenschlag öffnete man die Tore. Abends kam dann vom Trommelturm das Signal zum Schließen der Tore, wurden die Trommeln geschlagen, schloss man die Tore wieder.


Wir können auf das Südtor und die Stadtmauer rauf, sie ist wie gesagt komplett erhalten und da oben wie eine breite Straße. Man kann Fahrräder, Elektromobile und auch Tandems ausleihen um die Mauer darauf komplett zu umrunden. Leider reicht unsere Zeit für eine solche Sache nicht, dies wäre schon eine originelle Sache gewesen, wir zwei auf dem Tandem,. Ich sitze hinten und nehme die Füße hoch und Silke strampelt vorne. Komisch nur, dass sie den gleichen Gedanken nur mit der Besetzung andersherum hatte. So müssen wir uns damit begnügen das wunderschöne Haupthaus des Südtores zu besteigen und die Aussicht auf die Stadtmauer, die Innenstadt und den Glockenturm zu genießen. Aber auch der Blick entlang der Mauer, auf der an jedem Turmhaus schöne rote Lampions hängen, ist genial. Wir gehen auch noch ein Stück die Mauer entlang bis auf die Höhe eines Viertels mit alten originalen Häusern aus der Ming Zeit, in denen sich heute vorrangig Antiquitätengeschäfte und gastronomische Einrichtungen befinden. Leider können wir hier nicht runter von der Mauer und dort ein wenig stöbern, statt dessen müssen wir zurück zum Bus. Hier bietet uns Li abends nach dem Essen eine Lichterfahrt durch die Stadt an. Nach den begeisternden Eindrücken dieser Lichterfahrt in Shanghai nehmen wir natürlich mit Freude an und freuen uns sehr, dass wir so auch diese Stadt im abendlichten Lichterglanz erleben können.
Doch nun geht es erst einmal ins Hotel King Dynasty, was uns für die Zeit des Aufenthaltes in Xian Quartier gibt. Es liegt direkt der Stadtmauer gegenüber und aus unserem Zimmer im 20. Stock haben wir einen sehr schönen Blick auf die Mauer und Altstadt.


Nach dem sehr schmackhaften und reichhaltigen Abendessen, wofür die regionale Küche aus dem Gebiet um Xian verantwortlich ist, starten wir unsere Lichterfahrt. Der erste Stop ist in der Altstadt hinter dem Trommelturm. Hier liegt das Viertel der muslimischen Minderheit der Hui Chinesen. Diese Minderheit ist muslimischen Glaubens und dementsprechend gibt es hier auch eine große Moschee, zu der wir es aber aus Zeitgründen nicht hinschaffen. Wir haben aber Zeit und Gelegenheit diese Gasse zum Trommelturm hoch zu laufen  und das alleine ist schon so genial und einen Besuch wert. Diese vielen Eindrücke, die Geschäfte, Garküchen und Gerüche sowie das Gewimmel der Menschen ist so spannend und interessant, dass man viel länger hier verweilen möchte um all das in sich aufzusaugen und alle diese Eindrücke festzuhalten. Am liebsten möchte man auch an den Garküchen das eine oder andere mal probieren. Wir kommen auch an dem toll beleuchteten Trommelturm an und können nun noch eine halbe Stunde alleine rumstöbern. Am liebsten möchte man in die seitlichen Märkte abdriften, doch das wird sich in der wenigen Zeit einfach nicht machen lassen. So lassen wir uns die Gasse langsam wieder zurücktreiben und versuchen soviel von den Eindrücken mitzunehmen, wie es nur geht. Wir werden auch von einer Chinesin angesprochen und in ein Haus gebeten, hier bietet sie uns als Studentin der Kunst wunderschöne von ihr gemalte Bilder an. Da wir aber keinen Platz mehr zu Hause dafür haben aber wissen, dass Jürgen und Regine Bilder suchen machen wir ihr klar, dass unsere Freunde bestimmt etwas kaufen und sie warten möge. Bestimmt hat sie nicht geglaubt, dass wir wiederkommen, ihre Freude war um so größer als wir dann mit Jürgen und Regine kamen, die ihr dann auch noch 4 schöne Bilder über die 4 Jahreszeiten abkauften. Sie bedankte sich überschwänglich und wir freuten uns ihr geholfen zu haben und für Jürgen und Regine freuten wir uns, weil sie absolut erfreut über diese Bilder waren. So etwas hatten sie bisher nicht gesehen und nun das Gesuchte so gefunden. Bei einem Schmuckhändler sehen wir dann hübschen Modeschmuck und für Silke meine Schuh – Fetischistin kaufe ich eine personenbezogene Kette an der ein kleiner silberner und mit Strass besetzter Pumps hängt. Nun heißt es aber schon wieder eilen und zurück zum Bus, denn die nächsten Attraktionen warten auf uns.


Inzwischen ist es auch dunkel geworden und die Stadt zeigt sich in einer wunderschönen Beleuchtung. All die roten Lampions auf der Stadtmauer brennen nun, die  Gebäude werden angestrahlt und in den Bäumen hängen Lichterketten. Auch die Zinnen der Mauer sind mit Lichterketten umrahmt, so dass es ein tolles Bild gibt, Li sagt uns zu, dass wir hier auf der Rückfahrt noch einmal für einen Fotostop halten werden, doch jetzt wollen wir zu einem der weltgrößten Wasserspiele, die vor der Großen Wildganspagode, einem der Wahrzeichen Xians, veranstaltet werden. Jeden Abend um 20.30 Uhr  findet hier in einem riesigen, mehrere hundert Meter langen und über 200 m breiten Becken eines der größten Wasserspiele der Welt über 20 Minuten unter einer Lichtshow und klassischer Musik statt. Im Hintergrund sieht man den beleuchteten Turm der großen Wildganspagode, die wir dann morgen besichtigen werden. Vor dem Wasserbecken drängten sich die Menschen, es findet jeden Abend statt und jeden Abend ist der große Platz davor mit Einheimischen und Touristen gefüllt. Diese Wasserspiele sind eine riesige Attraktion in der Stadt.
Mit dem beleuchteten 73 m hohen Turm im Hintergrund und den verschiedenen farbigen Bildern, die sich aus den unterschiedlichsten Fontänen und Sprühvarianten zusammensetzen wird ein wahrhaft atemberaubendes
Schauspiel geboten. Die Musikuntermalung trägt ihr Scherflein dazu bei. Die Fontänen wechseln von allen möglichen Sprüh- und Spritzvarianten , im Bogen drehend, spiralförmig, als Nebel und sonstigen Formen. Die höchste Fontäne erreicht  70 m und es sieht auch irre aus, wenn diese Säule plötzlich abgestellt wird und die Wassermengen in Millionen von Tropfen dann als Wasserwolke zu Boden fällt. Die 20 Minuten genießen wir in vollen Zügen und sind uns einig, dass dies wirklich ein Erlebnis ist, auf das man nicht verzichten sollte, wenn man schon mal in diesen Teil der Welt gekommen ist.


Wir treffen uns alle total begeistert am Bus wieder und die Fahrt geht zurück zum Südtor. Hier haben wir dann auch noch einmal die Möglich-
keit diese wunderschön beleuchtete Fassade der Stadtmauer mit all den roten Lampions. Lichterketten und Bestrahlungen aufzunehmen. Auf dem Platz vor dem Tor wird auch Musik abgespielt und spontan finden sich auch hier wieder Tai Chi Tanzgruppen zusammen.
Damit geht dieser erlebnisreiche Tag auch seinem Ende entgegen, wir fahren noch einmal durch die phantastisch  beleuchtete Altstadt und begeben uns ins Hotel. In der Lobby nehmen wir noch einen Absacker und lassen all diese beeindruckenden Erlebnisse Revue passieren.

Tag 10

Der Morgen beginnt mit einem aus dem Hotelzimmer ersichtlichen wunderschönen Sonnenaufgang und das Tagesprogramm verspricht auch wieder sehr spannend zu werden. Es beginnt damit, dass wir nach dem Frühstück das andere Wahrzeichen neben der Stadtmauer von Xian besichtigen wollen, die große Wildganspagode. Vor ihr hatten wir ja schon gestern Abend das beeindruckende Wasserspiel erlebt.


Der heute 73 m hohe, siebenstöckige Ziegelturm aus dem Jahr 647, was aber nicht 100 % ig gesichert ist, wurde durch Erdbeben und
Buddhistenverfolgungen mehrfach beschädigt und im 10. sowie im 16. Jahrhundert restauriert. Er gehörte zum Großen Kloster der Großen Gnade und Güte im Süden der Stadt zur Tang Dynastie. Hier übersetzte der berühmte buddhistische Mönch Xuan Zang den buddhistischen Kanon ins Chinesische, sozusagen ein chinesischer Martin Luther.


Historische Hintergründe oder Beweise für den Namen Große Wildganspagode sind nicht bekannt, dafür aber hat Li zwei schöne Überlieferungen, die den Namen belegen sollen, parat. Nach der ersten Überlieferung sollen in dem Kloster vor langen Zeiten Mönche gelebt haben, die einer buddhistischen Glaubensrichtung angehörten, die den Mönchen das Verspeisen von Fleischgerichten gestattete. So verspeisten sie Hirsch, Lamm und Wildgänse. Der Verzicht war eher nicht ihr Ding sondern mehr die Völlerei. So soll es sich zugetragen haben, dass zu einem Festtag zur Spende von Speisen an Buddha sie noch nichts bekommen hatten und in den Tiegeln und Töpfen gähnte die Leere. Unseren Mönchen soll daraufhin ganz schön der Magen geknurrt haben  und sie sorgten sich, dass sie noch was zu essen bekommen. Also beteten sie zu Buddha, dass er doch an seinem Festtage dafür sorgen möge, dass sie nicht hungern müssen, denn schließlich lobpreisen sie ihn ja auch den Tag über. Also hieß es bitte, bitte lieber Buddha, schicke uns was zu essen her (und das möglichst bald). Nach diesen Gebeten zog plötzlich ein Schwarm Wildgänse am Himmel vorbei und die Leitgans stürzte sich zu Boden vor die zunächst hocherfreuten Mönche, die den Braten schon auf der Zunge spürten. Doch welche Schock, da lag keine tote Gans, die man nur noch rupfen musste, die Gans verwandelte sich vor den eben noch erfreuten Mönchen in Buddha und er mahnte sie. Wie erschraken das die Mönche über ihre Gier und darüber, dass sie  ihre eigentliche Aufgabe völlig außer Acht gelassen hatten. Die Fleischeslust (zum Essen wohlgemerkt) verging ihnen dadurch gründlich und sie konvertierten in eine buddhistische Glaubensrichtung die nur vegetarische Kost ihren Mönchen erlaubt.


Die andere Version zur Herkunft des Namens besagt, dass ein Mönch aus dem Kloster 17 Jahre nach Indien ging, um dort den Buddhismus, der ja dort die Wurzeln hat, genau zu studieren und ihn dann in perfekter Form nach China zu bringen bzw. ihn dort besser umzusetzen. Auf seinem Rückweg aus Indien verirrte sich der Mönch in einem tiefen Wald und war dort kurz vor dem Verdursten. Er betete zu Buddha und rief ihn um Hilfe an und kurz darauf erschien eine Wildgans, die den Mönch zu einer Quelle führte, wo er sich laben und stärken konnte.  Natürlich war diese Wildgans von Buddha gesandt wurden, um den Mönch an die Quelle zu führen und ihn zu retten. Nachdem der Mönch getrunken hatte, zeigte die Gans ihm noch den weiteren Weg nach China, nach Xian, wo der Mönch zu Hause war. Aus Dankbarkeit lies er dann bei sich zu Hause  diese Pagode errichten und benannte sie natürlich nach der Wildgans.


Der große Ziegelturm ist ja 73 m hoch und wenn man genau hinsieht, stellt man fest, dass er sich seitlich neigt. Nicht nur Pisa hat also einen schiefen Turm, die Chinesen können das auch. Auch dafür gibt es keine historischen Erklärungen oder Überlieferungen, warum er sich neigt. Die Gelehrten streiten sich ob der Schiefstand zum einen durch Erdbeben verursacht wurde oder zum anderen durch Bodensetzungserscheinun-gen. Man kann es nicht genau belegen, was nun die Ursache ist. Eine dritte Theorie hingegen behauptet wieder, dass man den Turm absichtlich schief gemauert hatte. Li weis auch wieder eine schöne Legende dafür, die dann sogar die dritte Theorie stützt. Der Mönch aus der zweiten Gründungslegende war ja 17 Jahre in Indien und hatte auch große Sehnsucht nach Indien. Da er ja Stifter der Pagode war und Sehnsucht nach Indien hatte, soll dieser Schiefstand die Sehnsucht symbolisieren. Der Turm neigt sich westwärts und in dieser Richtung liegt Indien.

 
Die Große Wildganspagode ist auch heute noch ein Kloster mit 134 Mönchen, man kann sie dort auf dem Terrain immer wieder sehen.
Einen im Kloster angebotenen Service fanden wir toll, man bekam kostenlos eine Karte auf der die Tierkalenderjahre des chinesischen Kalenders dem jeweiligen Geburtsjahr zugeordnet sind. Weiterhin kann man daraus die Herrschaftszeiten der verschiedenen Kaiserdynastien entnehmen. So wissen wir genau, wann die Ming oder Qin Dynastie herrschte und dadurch kann man diese Angaben auch viel besser in die Geschichte und Zeit einordnen. So was sollte man sich für einen Chinabesuch zulegen, es hilft vieles besser zu verstehen. Der Tierkreiskalender wiederholt sich alle 12 Jahre, jedes Jahr wird durch ein Tierkreiszeichen benannt. Wir stellen fest, dass Silke im Jahr des Hundes und ich im Jahr des Schafes – ich altes dummes Schaf – geboren sind.


In der Pagode finden wir dann natürlich auch wieder eine große sitzende Buddhafigur vor. Wir erfahren noch, dass der dicke Bauch des Buddhas nicht vom vielen essen herrührt, der Buddha hat einen solch dicken Bauch, weil er viel Wissen in sich vereinbart. Die Bierbauchträger unter uns sind nun ganz stolz und schieben ihren Bauch extra vor, ist er doch mit solchen einem Satz plötzlich von einem dicken Bierbauch in einen schlauen Bauch des Wissens mutiert. Neben dem sitzenden Buddha findet man, wie auch hier, meist immer noch einen lächelnden, freundlichen Buddha in liegender Stellung.
Der die Pagode umgebende Garten ist auch wunderschön gepflegt und es ist eine pure Freude darin zu spazieren zumal nun auch die Blumenknospen anfangen aufzuspringen. Wir genießen diese wunderschöne Anlage und müssen betrübt feststellen, schon wieder ist die Zeit um und es heißt sich am Sammelplatz einzufinden.  Unsere Tour geht weiter und unser nächstens Ziel ist eine Jadeschnitzerei.


Auf diese „Werbeverkaufsveranstaltung“ haben wir uns gefreut, denn in dieser Schnitzerei wollten wir uns gerne etwas echtes mitnehmen. Eine Mitarbeiterin der Schnitzerei erklärt uns den Unterschied zwischen harter und weicher Jade und erklärt uns auch wie man echte von unechter Jade unterscheidet, die man auf allen Märkten immer als wertvolle echte Jade angepriesen bekommt. Echte Jade ist sehr lichtdurchlässig und beginnt nicht bei Reibung aneinander zu riechen. Die unechte Jade sind meist irgendwelche Chemieprodukte, die man mit einfacher Prüfung so erkennen kann. Die harte und die weiche Jade zählen zu den Halbedelsteinen, wobei vor allem die harte Jade besonders wertvoll ist. Entsprechend teuer sind dann natürlich auch die aus ihr hergestellten Schmuckprodukte. Jade kommt sehr viel in China vor, wobei die harte Jade auch nur in zwei Provinzen gefunden wird, sie ist doch wesentlich seltener. Sie ist poliert und geschliffen sehr schön anzusehen und vor allem die von den Handwerksmeistern geschnittenen und geschliffenen  Kunstwerke, sind traumhaft schön. Da ist man schon etwas traurig, dass der Geldbeutel da nicht viel Spielraum lässt und man diese Prachtstücke nicht kaufen kann. Neben der Jade wird hier auch noch Achat verarbeitet, dieser ist auch sehr schön anzusehen und sündhaft teuer. Für unseren Geldbeutel bleiben da nur die etwas günstigeren Kunstgegenstände aus der weichen Jade, sie sind erschwinglicher. Ein sehr schönes Andenken sind die sogenannten Generationskugeln aus Jade. In der kleinen Form mit 3 Generationen sind dies drei ineinanderliegende Kugeln, die sozusagen Bullaugen haben, damit man die innen liegenden Kugeln auch sehen kann. Sinnbildlich stellen sie außen die Eltern, innen in der ersten Kugel die Kinder und ganz innen in der kleinsten Kugel die Enkelkinder dar. Diese Generationskugel passt sehr schön auf unseren Kamin und wenn unsere Tochter doch auch einmal Enkel bringt, dann haben wir auch die drei Generationen der Kugel in Natura. Da wir dann ja auch in der Großen Wildganspagode unsere Tierkreiszeichen des Geburtsjahres in Erfahrung gebracht haben, nehmen wir uns natürlich auch noch die dieses Jahr symbolisierenden Tierfiguren mit.


Nach der Jadeschleiferei geht es zu einem der ganz großen Höhepunkte unserer Chinareise, auf den wir uns schon riesig gefreut haben. Jetzt werden wir das sogenannte 8. Weltwunder besuchen, die weltberühmte Terrakotta Armee vor dem  Grab des schon erwähnten berühmten Kaisers der Qin Dynastie des Qin Shihuangdi, dem Reichseiniger und Begründer  des einheitlichen chinesischen Reiches. Er wurde mit 13 Jahren Kaiser des Qin Reiches, hatte aber zunächst nichts zu sagen, da der Kanzler die Regierungsgeschäfte führte und von dem Kindkaiser sich nicht beeinflussen lies. Als er aber dann das entsprechende Alter hatte und das Regierungszepter übernehmen konnte gelang es ihm die anderen chinesischen Reiche zu bezwingen und das einheitliche Reich mit einheitlicher Währung und gleichen Gewichten zu begründen. Er herrschte von 221 bis 207 vor Christi. Man sagt ihm aber auch nach, dass er ein sehr grausamer Kaiser war, dies musste er wohl auch sein, wenn dieses riesige Reich bezwingen wollte. Wie die Pharaonen ihre Pyramiden lies er sich auch ein riesiges Kaisergrab bauen, so ist sein Grabhügel über 140 m hoch gewesen. Damit ihm auch im jenseits keiner Böses tun konnte war er der Meinung auch dort Schutz seiner Armeen zu benötigen und er lies sich für sein Kaisergrab diese riesige Armee aus Tonsoldaten aufstellen. Es sind mehrere 1000 mannsgroße Soldaten aus gebrannten Ton aufgebaut. Die genaue Anzahl kann man nicht belegen, da längst noch nicht alles ausgegraben und restauriert wurde. Die Soldaten sind in damaliger Uniform und in Schlachtordnung aus der Zeit um 200 vor Christi aufgestellt. So hat diese Armee die Damals übliche Vorhut, Nachhut, Hauptheer, Flankensicherung und sogar Kampfwagen, Pferde und andere Ausrüstungen. Die Tonsoldaten sind auch individuell gestaltet, sie sind im Gesicht unterschiedlich und haben viele Details. Keiner gleicht dem anderen, als ob man damals die Menschen modelliert hatte. 700.000 Arbeiter sollen damals 36 Jahre an diese Grabstätte gearbeitet haben. Dieses Weltwunder wurde dann 1974 durch Zufall wieder entdeckt, bis dahin wusste man in der Neuzeit gar nichts von der Existenz. Ein Bauer fand diese Figuren durch Zufall beim Brunnenbau und meldete es der Obrigkeit. Die anrückenden Wissenschaftler bemerkten schon bald, dass dies ein Sensationsfund war und nicht umsonst spricht man heute vom sogenannten 8. Weltwunder und die ganze Armee ist ins UNESCO Weltkulturerbe eingegliedert wurden. Der Finder der Armee wurde dafür 1974 mit einem kleinen Sack Reis als Belohnung abgespeist. Heute hat er als 74 jähriger doch noch was von seinem Fund, man kann ihn im Souvenirshop treffen, wo er Bücher signiert und so von den Einnahmen partizipiert.


Insgesamt gibt es drei große Ausgrabungsgruben. In einer fand man, wahrscheinlich als Grabbeigaben gedacht, zwei Kutschwagen mit Pferden davor. Diese waren jedoch nicht aus Terrakotta sondern aus Bronze. Auch sind sie nicht lebensgroß sondern etwa im Verhältnis 1:2, sie sind allerdings sehr filigran geschmiedet und erstaunlich dünn teilweise. Der eine Wagen stellt einen sogenannten Hohen Wagen oder auch Streitwagen und der andere einen bequemen Wagen oder auch Reisewagen für die Damen des Hofes dar. Für die Archäologen haben diese beiden Wagen den Charakter von Sensationsfunden da sie eine sensationelle Arbeitstechnik aus dieser Zeit vor 2200 Jahren aufweisen. Unter anderen ist das Zaumzeug der 5 spännigen Kutschen gelenkig gelötet und die Lötstellen sind mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen. Diese Funde haben einen unschätzbaren Wert, auch wegen der Besonderheit des Schirmes auf dem Hohen Wagen. Er ist zwischen 2 und 4 mm dick und der Ständer des Schirmes ist klappbar und das alles aus gegossener Bronze. Diese Wagen sind wegen ihres Wertes und Bedeutung in einer gesonderten Ausstellungshalle zu sehen, wir besuchen sie zuerst. Allerdings ist es da unten sehr voll und schlecht beleuchtet, die Wagen sind auch hinter Glas, so dass ein Blitz keinen Sinn macht. Die Aufnahmen sind dadurch nicht von der besten Güte geworden. In der Halle wird man im Übrigen von dem nachgebildeten Modell eines überlebensgroßen Terrakottakriegers begrüßt.


Nachdem wir diese Attraktionen gesehen haben, begeben wir uns in die Grube 1, wie die riesige Halle genannt wird. Diese Fundgrube mit ehemals geschätzten 7000 Tonsoldaten ist 230 m lang und 62 m breit. In ihr stehen gegenwärtig ca. 1100 Tonsoldaten zur Besichtigung. Sie stehen in ca. 5 m tiefen Gängen, die durch gestampfte Lehmwände getrennt werden. Betritt man diese riesige Halle und sieht diese aufgereihten Soldaten, so bleibt einem vor Ehrfurcht fast der Atem stehen, ein total beeindruckendes Bild. Viele der originär vorhandenen 7000 Soldaten sind durch die Jahrtausende zerstört und wurden mühevoll rekonstruiert. Viele Soldaten liegen noch im Schutt vergraben und man kann sehen, dass die Rekonstruktionsarbeiten noch lange weiterlaufen werden.
Wir gehen langsam durch die Halle und müssen aufpassen, dass wir vor Begeisterung nicht gleich 1000 Fotos machen. Es gibt aber immer wieder besondere Motive, so zum Beispiel der Soldat im Bereich des Flankenschutzes der uns direkt aus der Grube heraus ansieht.  Neben den Soldaten wurden in der Grube 1 noch 8 Streitwagen,32 Pferde und Bronzewaffen ausgegraben. Die erste Abteilung der Soldaten besteht aus 210 Bogenschützen, die vor gepanzerten Speerträgern und den Kampfwagen aufmarschiert sind.  Sie stehen ja in der damaligen Schlachtordnung die in einer Formation von 11 Korridoren gegliedert ist. An ihrem Äußeren, der Ausrüstung und auch der Haartracht kann man die jeweilige Stellung und auch den militärischen Rang eines jeden erkennen. Schade ist nur, dass der Rundgang nur außen herum geht und wir nicht zwischen diesen Truppenteilen direkt mal laufen können, um die Soldaten auch mal aus nächster Nähe zu sehen. In Grube 3 hatte man einen Hauptgefechtsstand gefunden und freigelegt. Man fand die entsprechende Ausrüstung, die den Status der Krieger und Generäle preisgab. Dieser Gefechtsstand ist auch tiefer gelegen, dieser wurde bis zu 8 m tief angelegt von seinen Erbauern. In ihm sind neben den Generälen, Kriegern und der Ausrüstung auch Pferde zu sehen. Insgesamt sind 68 Figuren in der Grube 3 gefunden wurden.


In der Grube 2 fand man auch ca. 1800 Soldaten. An diesen wurde sogar noch teilweise die originäre Bemalung festgestellt. Die Soldaten wurden demnach in Ton gebrannt und so bemalt, wie sie früher auch ausgesehen hatten. Da man aber keine Idee hatte, wie man diese originale Farbe konservieren sollte, wurden die in Grube 2 gefundenen Figuren zunächst erst einmal wieder zugeschüttet, um keine Verluste zu erhalten.
Wenn die entsprechenden Tests dann eine richtige Variante der Farbkonservierung ergeben, dann werden die Jungs auch wieder aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt und der Welt vorgestellt. Man kann noch gar nicht ahnen, was dort die Erde noch an Geheimnissen und Kunstschätzen versteckt. Wenn man hier mal ein bisschen gräbt, braucht man sich nicht zu wundern, wenn man da plötzlich was findet.


In der Halle sind dann noch fünf berühmte und besondere Figuren ausgestellt. Wir sehen sie nacheinander. Zunächst einen knienden Bogenschützen, dieser war die erste Figur, die man hier ausgegraben hatte und bei seiner Ausgrabung fand man ihn auch noch zu 90 % erhalten vor. Er ist so lebensecht gearbeitet das sogar auf seinen Schuhen, die man ja von hinten sieht, regelrechte Profile ersichtlich sind. Dies war auch eine sensationelle Entdeckung, so was detailgetreues hatte man bis dahin auch noch nicht gefunden. Die nächste Figur stellt dann einen Offizier dar, ihm folgt ein General, der an seinem doppelten Haarknoten als solcher deutlich erkennbar ist. Der General ist auch mit 300 kg die bisher schwerste freigelegte Figur. Letztendlich folgen noch ein stehender
Bogenschütze und ein Pferdelenker. Jede dieser Figuren ist hier aus nächster Nähe zu betrachten, wenn es einem gelungen ist sich durch die Wulst drängelnder und schiebender Chinesen vor an die Vitrine zu arbeiten.
Im Shop kaufe ich mir zur Erinnerung an dieses einmalige Erlebnis eine kleine Kopie des Generals, diese wird nun künftig meinen Arbeitstisch zieren und mich immer an dieses Erlebnis erinnern.


Leider müssen die Minuten hier bei der Terrakotta Armee noch schneller als sonst verflogen sein, denn unsere Zeit ist so schnell um und wir müssen uns schweren Herzens von diesem Ort trennen und zum Bus zurück und mit dem erreichen des Hotels endet das offizielle Programm.
Nun beginnt aber noch unser Programm, zum einen wollen wir ein Klebeband kaufen, um das aus dem Koffer raussehende Teil des Schwertes damit ein wenig zu verpflastern und zum anderen meldet sich auch der Magen mit Hungergefühlen an.
Neben dem Hotel sind typische chinesischen Kleinläden mit Autoersatzteilen. An und  für sich ist es herrlich sich diese Läden und das Sammelsurium der angebotenen Waren anzusehen, doch wir wollen ja etwas bestimmtes haben und dies ist gar nicht so einfach. Wir sehen in mehreren Geschäften riesige Rollen mit Klebeband, wir wollen aber nur eine Kleine haben und diese außerdem kaufen. Die dort liegen sind das Verpackungsmaterial der Verkäufer, mit dem sie gekaufte Sachen zukleben. Nun den Chinesen klarzumachen, was wir wollen bei deren deutsch oder englisch und unseren chinesisch Kenntnissen. Da keiner so was anbietet, kommen wir mit einem Händler, der uns wohl halbwegs versteht, was wir wollen, ins Gespräch und er schenkt uns seine riesige Rolle mit Klebeband. Nun können wir damit gleich den ganzen Koffer einwickeln, auch nicht schlecht.


Wie wir es dann auch gelernt haben -  mutig, entschlossen und schnell vorwärtsgehend – überwinden wir dann die 8 spurige Straße. Jürgen schreit, obwohl wir auf einem Zebrastreifen sind, der aber keinen Autofahrer interessiert „Eh, die halten ja gar nicht an“, was zu spontaner Lachnummer bei uns wird. Dieses Entsetzen, doch wir sind nicht in Deutschland. Hier zählt wer stärker und schneller ist. Wir kommen aber trotzdem gut und unverletzt über die Straße und finden vor der Stadtmauer gegenüber unserem Hotel ein schönes Restaurant, wo wir im freien sitzen können und all unsere Übung im Bestellen chinesischen Essens mit Bilderspeisekarten ausspielen. Pro Person kostet es etwa 4 €, wir haben super gegessen, geschmeckt hat es auch toll, was es war wissen wir bis heute nicht genau und ganz ehrlich, wir wollten es immer noch nicht hinterher wissen.


Mit diesem Erfolgserlebnis geht es mit stolzgeschwellter Brust zurück ins Hotel und dort müssen wir gleich noch die Koffer packen und unser Schwert verkleben, denn die Koffer müssen morgen früh schon um 05.00 Uhr vor dem Zimmer stehen, damit sie abgeholt werden können für den Flug nach Peking.

Tag 11

Grausamerweise klingelt unser Wecker heute schon um 04.30 Uhr, haben wir nicht Urlaub murmelt da die Frau im Bett neben mir. Erbarmungslos muss sie raus aus dem Bett, denn heute müssen wir schon zeitig zum Flughafen und die schöne Stadt Xian verlassen, das Ziel ist dann heute die chinesische Hauptstadt Peking. Leider ist unser großer Koffer auf der bisherigen Tour ziemlich in Mitleidenschaft gezogen und bedarf unterstützender Hilfe durch einen gekauften Gurt. Oben sieht dann das eingewickelte Schwert raus, na hoffentlich geht das alles gut und wir bekommen die Sachen auch wieder.


So kam auch am Flughafen was kommen musste, ein uns begleitender Reiseleiter fragte vor dem einchecken, wer Volland sei, es gäbe Probleme mit dem Gepäck. Silke sagte mir gleich, dass ich dies klären solle, dies wäre sowieso nur mein Schwert. Also bin ich zu dem chinesischen Sicherheitsbeamten hin, der aber unsere Reisetasche und den Schwertkoffer rausgeholt hatte. Es sollte allerdings kein Handgepäck sein. Beim durchleuchten hatte er in der Reisetasche einen großen runden Gegenstand ausgemacht, den er sich nicht erklären konnte und wohl an eine Bombe dachte. Ich musste also erst einmal die Reisetasche aufmachen und ihm Silkes große Haarspraydose zeige, denn dies war der geheimnisvolle bombenverdächtige Gegenstand. Wer mich kennt oder sich an die Schilderung von Wuhan erinnert, weis nun, dass ich ja nun mal die Locken unter Putz habe und nur einen weißen Haarkranz mit einer glänzenden Platte dazwischen trage. Nun erkläre ich mit dieser Haarpracht dem Sicherheitsmenschen, dass ich da in meiner Tasche eine riesige Dose Haarspray habe, der sah mich so zweifelnd an und fühlte sich wohl etwas verscheißert. Ich bat den Dolmetscher ihm zu erklären, dass es Haarspray aber nicht für mich sondern von meiner Frau sei. Da lies er sich etwas besänftigen, war aber immer noch knurrig und hatte wohl das Gefühl veralbert worden zu sein. Aus Gnatz musste ich nun auch noch den Koffer öffnen und ihm das Schwert zeigen. Das gab auch kein Problem, danach konnte ich es wieder einpacken und es konnte so, wie gehabt auch los. Als ich zur Gruppe zurückkam, waren natürlich sofort die Fragenbombardements da, was denn mit dem Schwert gewesen sei und ob es Ärger gab. Als ich dann den Auslöser mit dem Haarspray darlegte, gab es brüllendes Gelächter. Tolle Ratschläge waren auch darunter, ich sollte doch nächstes mal Haarlack nehmen, dann würde die Platte noch besser glänzen und so in der Qualität, ja wer den Schaden hat....


Nun konnten wir einchecken und den Flug von Xian nach Peking antreten. In Peking angekommen, verabschiedete sich Nora, die uns von Shanghai an begleitet hatte und übergab uns an Chong, dem örtlichen Reiseleiter von Peking.
Wir traten nun die Fahrt in die Innenstadt von Peking an und verließen das riesige Terminal 3 des Flughafens von Peking, dass zur Olympiade 2008 in der Stadt erbaut wurde. Bei der Fahrt zu unserem Hotel Park Plaza erfuhren wir, dass Peking nach dem Ringstraßenmodell gebaut ist und die Stadt von mehreren Stadtringen umgeben ist. Alles was innerhalb der ca. 100 km langen 4. Ringstraße liegt zählt man zur Innenstadt, darin leben 12 Millionen und weitere 6 Millionen an der Peripherie. Der Blick aus dem Busfenster zeigte das auch Peking durch sehr viele Wohnhochhäuser und moderne Bauten gekennzeichnet ist, die sind jedoch nicht gar so hoch und auffallend wie in Shanghai. Auf der Fahrt zum Hotel kamen wir auch an den Anlagen des Olympiastadions, auch das Vogelnest genannt, vorbei. Dies werden wir morgen noch näher besichtigen.
Am Hotel Park Plaza angekommen, mussten wir noch ein paar Minuten warten und dann standen unsere Zimmer zur Verfügung. Wir konnten die Sachen ablegen und uns schnell frisch machen, denn dann ging schon das interessante Programm hier in Peking los. Wir stellten im Hotel fest, dass wir wieder ein phantastisches Zimmer mit einem tollen Ausblick aus dem 12. Stockwerk hatten. Auch wenn es nur moderne Stadt ringsum war, so hatte es doch einen Reiz und Flair.


Frisch gemacht begaben wir uns wieder runter und die Fahrt ging nun zum Sommerpalast der chinesischen Kaiser. Die Fahrt dorthin führt auch an den Filialen der Metro und von Ikea vorbei, irgendwie komisch diese Filialen hier im Reich der Mitte anzutreffen. Der Sommerpalast gehört auch zum Weltkulturerbe und das Leitthema der gesamten wunderschönen Anlage ist neben dem Himmel die Langlebigkeit. Langlebigkeit gehört für den Chinesen neben männlichen Nachwuchs und Reichtum zu den drei alles beherrschenden Glücksidealen.
Der Sommerpalast wurde von den Kaisern in der Mingdynastie hier am Fuße der sich im Norden von Peking erhebenden Berge erbaut. Der Standort wurde deshalb hier gewählt weil es hier in den heißen Sommermonaten durch die Lage etwas kühler ist. Der Sommerpalast ist so wie er sich heute zeigt sehr durch die chinesische Kaiserin Cixi geprägt. Sie war eine kluge Frau, die lange herrschte obwohl das Land ja in seiner Historie nach einem Kaiser verlangte. Sie war eine Konkubine des Kaisers, der sie heiratete, kurz nach der Hochzeit gebar sie ihm einen Sohn und der Kaiser verstarb. Nun sollte sein Sohn auf den Thron und die Cixi übernahm für ihn die Regentschaft. Zunächst weil er ja noch ein Kind war und dann lies sie nicht mehr von der Macht, das ist ja in der Welt nichts neues, manche subalternen Bundeskanzler konnten ja auch nicht von der Macht lassen. Cixi hatte die Macht von 1850 bis 1908 inne und setzte dann ihren Sohn als den letzten Kaiser Chinas ein.


Den Sommerpalast betritt man durch einen der wenigen noch vorhandenen Ehrenbögen, doch zunächst versperrt einem ein riesiger Stein die Sicht. Es ist ein großer und poröser Stein, davon findet man sehr viele auf dem Gelände des Palastes. Es sind so besonders geformte Steine aus dem Yangtsegebiet die ihrer Form wegen Glück und Langlebigkeit als Synonym in sich vereinen. Hat man den Stein hinter sich gelassen, steht man vor der Halle der Barmherzigkeit und Langlebigkeit. Von dieser Halle aus hatte auch die Kaiserin Cixi regiert. Vor der Halle steht ein Fabelwesen, dass auch wiederum besondere Bedeutung zum Schutze der Kaiser hatte. Es sollte sie vor den falschen und faulen Beamten schützen und diese fressen, damit sie dem Kaiser nichts tun könnten. Ich denke mal von solchen Fabelwesen könnten wir auch einige in Deutschland gut gebrauchen, Hunger dürften die hier nicht leiden. Direkt vor der Halle stehen dann noch eine Drachen und eine Phönixfigur in atypischer Reihenfolge. Der Drache, der den Kaiser symbolisiert müsste eigentlich innen stehen, doch da steht der die Kaiserin symbolisierende Phönix. Kaiserin Cixi hatte dies so veranlasst um ihre Position besonders herauszuheben. In Halle steht dann der Thron. Auf diesem saß der Sohn der Cixi, sagte aber kein Wort. Er war nur da zum repräsentieren. Cixi war klug, sie wusste dass die Würdenträger einen Kaiser wollten und darum setzte sie ihn diesen vor. Hinter dem Thron befand sich ein Spiegel, hinter diesem saß sie und sprach die Befehle aus. Es hätte sich nicht geschickt als Frau auf dem Thron zu sitzen, also kam dort die männliche Marionette hin und sie  zog im Hintergrund die Fäden.


Unser Weg führte uns weiter an einen wunderschönen See mit Blick auf die Berge im Norden von Peking. Dieser See ist künstlich angelegt, weil ihn ein Kaiser haben wollte. Der See ist aber sehr groß und mit Kleinigkeiten schien man sich ja nicht abzugeben. Die Cixi ließ sich dann noch einen Kanal zum Sommerpalast graben, so dass sie mit ihrem Drachenboot dann auch immer hin und her konnte. Im See liegt die künstlich angelegte Insel Nanhu Dao zu der eine Brücke mit wiederum symbolhaften Charakter führt. Man nennt die Brücke die harmonische 17 Bogenbrücke. Durch die Zählweise der Brückenbögen von außen nach innen jeweils kommt mit der Brücke auch wieder ein Synonym für langes Leben zum tragen und die Glückszahl 8. Am Ufer vor dem Weg zur Brücke steht der trutzige Wencheng Wachturm und quer über den See hat man noch den phantastischen Blick auf den Aussichtsturm. Diesen baute man, weil Cixi sich einen solchen wünschte, so kam er harmonisch ins Landschaftsbild. In den Bergen ist der Turm einer Pagode, die zu einem buddhistischen Kloster gehört, auszumachen. Der Blick hier über den See ist traumhaft schön und man kann nur sagen, dass die Kaiser wirklich wussten was schön ist.


Wir gehen weiter durch den Palast und kommen zum ehemaligen Wohnhaus der Cixi. Vor diesem liegt wieder so ein riesiger Stein, es ist der absolut größte auf dem gesamten Gelände. Diesen hatte mal ein Adliger erworben und all sein Geld für den Transport des Steines ausgegeben, so dass er dadurch völlig verarmte. Man meinte nun, dass dies kein Glücksstein sei. So lag er lange Zeit im Gelände rum, bis der Enkel der Cixi ihn zu dieser Stelle bringen lies. An das Wohnhaus schließt sich der Garten der Tugend und Harmonie mit dem längsten Wandelgang der Welt an. Der vorherige chinesische Kaiser, vor der Cixi, hatte diesen extra für seine Mutter anlegen lassen, damit sie auch bei Regen in dem Garten spazieren gehen kann und nicht nass wird. Der Wandelgang ist 728 m lang und wurde aus Holz gebaut, so ist er auch abgebrannt und die Cixi hat ihn dann rekonstruieren lassen. In ihm befinden sich 13.000 Bilder, von denen keines dem anderen gleicht.  Sie sind allesamt sehr schön anzusehen und währenddessen wir hier lustwandeln und die Bilder betrachten spielt zur perfekten Harmonie leise chinesische Musik. Dazu noch der Blick auf den sonnenbestrahlten See mit seiner Insel Nanhu Dau lässt einen ins Träumen und Schwärmen kommen. Am Mittelplatz des Wandelganges mit Ehrenbogen und Aufgang zum Aussichtsturm reist einem aber das Hallo – Hallo Gebrüll der gleichermaßen genannten Verkäufer allen möglichen billigen Krams brutal aus allen Träumen und man muss sich zum wiederholten mal gegen das Angebot total echter Rolex Uhren für 2 €  wehren. Hoch zu dem Aussichtsturm gehen
wir nicht. Man kann leider in diesem riesigen Areal nicht alles besichtigen, zumal der Turm auch keine weiteren Dinge innen bietet. Unser Weg führt uns zum Hafen des Sommerpalastes, hier liegt das marmorne Schiff des Kaisers vor Anker. Es kann natürlich nicht schwimmen und steht im Wasser auf einem Sockel. Somit kann es natürlich auch nicht sinken. Das schiff in dieser Art, wie kann es auch anders sein, symbolisiert natürlich auch wieder etwas. Hier bedeutet es, dass das Schiff wie die kaiserliche Macht immer oben schwimmt, nicht untergeht und lange lebt. Dieses Schiff, der Nachbau eines Raddampfers hatte dann auch eine Bühne in sich, auf der die Cixi eigen verfasste Stücke der sogenannten Pekingoper aufführen lies.


Auf der Brücke lässt sich eine junge hübsche Chinesin mit Trachtenkappe mit mir fotografieren, das wäre ja auch mal eine Konkubine für mich, na ja lassen wir lieber solche Gedanken. Durch das Westtor verlassen wir nun schon wieder das Gelände des Sommerpalastes. Diese Paläste sind so groß, teilt uns Chong mit, dass wir immer nur durchgehen und nicht zurück.
Wir fahren nun mit dem Bus in ein medizinisches Beratungszentrum, das wird auch wieder eine Werbeverkaufsveranstaltung, die sich diesmal aber aus der Skepsis in eine angenehme Pause wandelte. Chong verspricht uns dort eine kostenlose Fußmassage und wir folgen ihm erst einmal misstrauisch in einen großen Raum dieses Zentrums. Dort können wir in bequemen Sesseln Platz nehmen, die Schuhe ausziehen und ein Fußbad nehmen. In einem Bottich wird warmes Wasser und ein Kräuterzusatz chinesischer Heilkräuter gegeben. Dies ist erst einmal nach dem langen Marsch heute sehr angenehm und man kann da auch der Mitarbeiterin entspannt zu hören, die Erklärungen über die chinesische Naturmedizin abgibt und auch die Diagnose per Pulsmessung anpreist. Sie wollen uns Naturprodukte als Nahrungsergänzungsmittel verkaufen und versuchen einem natürlich auch klar zu machen, dass einem etwas fehlt. Heidi, die im normalen Leben in einer Apotheke steht, sagt uns, dass die Produkte nicht schlecht sind, man so was aber auch für gleiches Geld bei uns kaufen kann. Auch muss man bei der ganzen Sache auch ein wenig an den besonderen Erfolg glauben. Es kommt dann eine Gruppe junge Auszubildende in den Raum, es sind angehende Masseure und vor jedem von uns setzt sich einer und führt eine 20 minütige wirklich wohltuende Fußmassage durch. 20 Yuan Trinkgeld, also 2 € etwa soll man den jungen Menschen dafür geben. Dies geben wir gerne, da wir diese Massage wirklich genossen haben, dies könnte man jeden Tag machen.


Nachdem wir wieder fit auf den Füßen sind, geht es zum Abendbrot. Dieses finden wir aber nicht sonderlich geschmackvoll und reichhaltig, so dass da noch ein gewisses Leeregefühl im Bauch bei diesem langen Tag zurück bleibt. Also beschließen wir mit Jürgen und Regine noch einen Bummel im Umfeld unseres Hotels zu machen, uns da die Läden und Straßen anzusehen und dann noch was essen zu gehen. Geschäfte gibt es allerdings weniger im Umfeld, die Masse der Läden sind Garküchen, die aber nicht allzu sehr einladend wirken. So kaufen wir uns für das Zimmer noch was zu trinken und gehen dann in ein Restaurant neben dem Hotel. Hier ist sogar der Vorteil, dass die Speisekarte nicht nur Bilder sondern auch englische Untertitel hat. Wir bestellen und Hühnerfleisch mit Erdnüssen, vor allem für Silke, die hier mit dem Essen echte Probleme hat gut und dazu einen Enten – Feuertopf. Der ist so scharf, dass Regine ungehemmt die Tränen runterlaufen, trotz der Schärfe schmeckt er aber phantastisch und es war mit das exotischste, was wir in China gegessen haben. Es ist leider nur wenig Fleisch dabei, auch stellen wir fest, dass in der hiesigen chinesischen Küche viele Knochen mitgereicht werden, wie auch bei der Ente. Wir überstehen aber alle die Schärfe und gehen danach noch auf einen Schoppen Rotwein in den gläsernen Erker unseres Hotelzimmers, genießen den Wein und Blick auf die erleuchtete Stadt und lassen die Tageserlebnisse noch einmal Revue passieren. 

Tag 12

Heute ist der Tag der Tage, so könnte man es ja nennen, denn heute soll sich mein Kindheitstraum – einmal auf der Großen Mauer von China zu stehen – erfüllen. Dieser Traum war ja auch der Auslöser für uns überhaupt diese Reise nach China zu buchen und diesen Traum mit weiteren sehr schönen Erlebnissen wie geschildert zu verbinden.


Bevor wir jedoch zur Großen Mauer kommen, machen wir noch einen Stop bei den Minggräbern, diese liegen ebenfalls außerhalb von Peking und auf dem Weg zu dem Abschnitt der Großen Mauer, den wir aufsuchen werden. Zu den Minggräbern sind es etwa 50 km nordwestlich von Peking. Sie waren ja die vorletzte Dynastie, die ja eine lange Zeit von fast 300 Jahren ab 1368 bis 1644, wie schon in Xian zu erfahren war, in China herrschte und in ihrer Herrschaft auch sehr viel bewegte. 13 Kaiser aus der Mingzeit sind hier bei Changning beigesetzt. Sie haben jeder einen großen Grabhügel und das gesamte Grabgelände war zur Mingzeit mit einer 40 km langen Mauer von der Außenwelt abgeschirmt. Das so umschlossene Land nannte man auch das „verbotene Land“. Einlass gibt das große Rote Tor als Haupttor. Ihm folgt dann der Stelenpavillon, in dem eine große Schildkröte, die in China ja als Symbol der Langlebigkeit und Stärke gilt, eine 6 m hohe Stele trägt. Diese ist voll mit Lob auf die Ruhmestaten des Kaisers Yongle. Eine Legende sagt, dass es ein langes Leben bringt, wenn man die  Schildkröte am Kopf streichelt und Glück, wenn man ihren Schwanz streichelt. Also los ging die Kuschelrunde mit der Schildkröte und sie wurde gewaltig am Kopf und Schwanz gestreichelt. Na mal sehen ob es was bringt?!


Hinter diesem Pavillon beginnt dann der ca. 2km lange Abschnitt des Seelenweges, der auch Geisterallee oder Heilige Straße genannt wird. Der Sarg mit dem verstorbenen Kaiser wurde diese Heilige Straße entlang getragen und ihn säumen rechts und links 24 Tierfiguren und 12 menschliche Figuren. Wie alle hat dies natürlich auch wieder seine symbolhafte Bedeutung. Diese ist hier sogar sehr hoch und es soll damit ausgesagt werden, dass beim Durchschreiten dieser Straße sich die Kraft, der Mut, die Intelligenz und Stärke der Tiere auf den toten Kaiser übertragen. Dieses wird ihn dann auch ins Nirwana begleiten und dort vor bösen Geistern und anderen  schlimmen Dingen schützen. Die Tierfiguren stehen sich gegenüber, es beginnt mit zwei sitzenden und  dann folgen zwei stehende Löwen. Die Löwen symbolisieren die kaiserliche Macht und Stärke. Es folgen wieder die Beamten fressenden Fabeltiere, die den Kaiser davor schützen sollen, dass ihm keine verräterischen und feigen Beamten ins Nirwana folgen. Nun folgen ein stehender und ein liegender Elefant und ihnen folgen ein stehendes und liegendes Kamel. Diese Kamele und Elefanten sollen die Größe des Reiches darstellen, beginnend im Borden bei der Wüste Gobi mit den Kamelen und endend im tropischen Wald im Süden mit den Elefanten. Und danach folgen wieder Fabeltiere, falls doch noch ein feiger oder verräterischer Beamter bei den ersten durchgerutscht ist, sie führen dann eine „Endreinigung“ der Begleiter durch. Auch sind noch Einhörner dort, deren Symbolik wir leider nicht mehr mitbekamen. Den Tieren folgen dann die menschlichen Figuren. Es sind Generäle, Offiziere und konfuzianische Beamte, die dem Kaiser treu ergeben waren. Sie symbolisieren auch seine treuesten Untergebenen, die ihn dann auch im Nirwana schützen werden.


Nachdem wir Stelenhalle und Heilige Straße durchlaufen haben, wartet hinten der Bus, die Gräber selber sind nicht so interessant. Nun geht es los zum Höhepunkt Große Mauer. Was ich auch noch nicht wusste, war, dass sie in ihren Anfängen schon um 800 bis 500 vor Christi durch einzelne Wälle und Teilmauern erbaut wurde. Erst der Begründer der Qin Dynastie, der uns auch schon aus Xian bekannte chinesische Reichseiniger und Erbauer der Terrakotta Armee Qin Shihuangdi ließ dieses Bollwerk aus den einzelnen Abschnitten zu einer komplexen Mauer durch Verbindung der vorhandenen Teile errichten. Dies war also um 200 vor Christi, dass sie schon so alt ist, hatte ich nicht gedacht.  Zu dieser Zeit hatte sie dann eine Länge von ca. 6000 km und wurde damals schon die „Lange Mauer“ oder auch der „steinerne Drache“ genannt. Sie geht durch das Land, windet sich über schroffe Bergspitzen und führt bis an den Rand der Wüste Gobi. Erbaut wurde sie als Schutzwall vor mongolischen Stämmen, die das Land immer wieder aus dem Norden bedrohten. Genutzt hatte sie jedoch nichts, denn Dshingis Khan überrannte mit seinen Mongolen die Mauer und besetzte damals China. Dadurch wurde sie auch nicht gepflegt und verfiel dann einige Zeit. Erst in der Ming Zeit wurde sie etwa im 15. bis 16. Jahrhundert rekonstruiert und der ursprünglichen  Bestimmung zugeführt.  Man verkleidete damals die Wälle mit Ziegeln und baute sie zu den Ausmaßen von fast 6300 km aus. Sie war teilweise auch so breit, dass 6 berittene Krieger auf ihr nebeneinander Platz fanden.


Noch heute ist die Mauer etwa 6000 km lang und somit ist es schon unmöglich alles zu sehen. Es gibt auch große Abschnitte, an denen sie auch recht verfallen ist, denn dies kann man kaum alles mit einem mal rekonstruieren. Es gibt  jedoch einige sehr schön restaurierte Abschnitte, einen davon suchen wir auf. Es ist die rekonstruierte Mauer am Badalingpass ungefähr 60 km nordöstlich von Peking. Dort am Badalingpass wurde eine besondere Festung gebaut, da dieser Pass eine enorm wichtige strategische Bedeutung für Peking hat. Überwinden dort die mongolischen Angreifer das schützende Bollwerk, so können sie frei nach Peking rein. Es gibt dann keine natürlichen, landschaftlichen oder wehrtechnischen Punkte mehr, an denen man die Angreifer aufhallten könnte. Mit der damaligen Kriegstechnik wäre es dann unmöglich gewesen die mongolischen Reiterheere aufzuhalten.


So ist am Pass Badaling eine richtige Festung mit mächtigen Feuer- und Wach-Signaltürmen. Die  Mauer
schließt hier einen Ring, sollten also die Mongolen die erste Mauer überwunden haben und nun siegesfreudig losströmen, stehen sie nach wenigen Kilometern vor der nächsten Mauer, die wesentlich stärker ist. Die Flanken sind auch mit Mauern gesichert, ein Umgehen ist nicht möglich. Es ist sozusagen eine Mause – oder auch Mongolenfalle. Die Mauer ist hier auch unterschiedlich hoch und breit, sie ist der Landschaft mit den steilen Berghängen sehr angepasst. An den Steilhängen musste man sie nicht so stark und hoch bauen, da dort durch die natürlichen Gegebenheiten mit der Kriegstechnik ein Angriff so gut wie unmöglich war. In entsprechender Größenordnung konnte da kein Gegner angreifen. Hier in Badaling geht die Mauer auch gut 500 Höhenmeter hoch zur Wolkenterrasse, dies ist auch der Weg, den wir nehmen wollen, um die Aussicht von da oben auch so richtig mitzubekommen. Man kann auch auf die andere Seite rauf, doch uns lockte die Aussicht mehr als ein ruhigeres Gehen. Es war klar, dass dies auch eine Konditionsfrage wird, denn es geht dort nur in Stufen rauf, bis zur Wolkenterrasse sollen es ca. 2500 sein. Gezählt haben wir sie nicht, dafür wollten wir nicht noch die Puste ausgeben. Wir hatten auch 2 ½ Stunden Zeit für unseren Erkundungsgang auf die Mauer, also dies würde ja reichen, um auf die Wolkenterrasse hoch zu steigen. Zum Glück sind wir ja noch gut zu Fuß!
Eine alte chinesische Volksweisheit besagt „Wer nicht auf die Große Mauer gestiegen ist, ist kein wahrer Held“, also heute werden wir nun zu Helden im Sinne der Chinesen. Es gibt auch noch einen anderen Spruch, der dann auch auf einem Stein mitten auf der  Mauer zu lesen ist, dieser sagt „Ein Mann, der nicht auf die Große Mauer gestiegen ist, ist kein echter Mann“. Neben dem Helden werde ich somit auch zum Mann im Sinne der Chinesen, ist das ein Tag! An diesem Stein mit dieser Inschrift lassen sich natürlich vorzugsweise auch die chinesischen Männer fotografieren, wir natürlich auch um den Nachweis zu erbringen. Vom diesem Objekt der Begierde der chinesischen Fotoobjektive aus begeben wir uns nun zum Aufstieg in Richtung Wolkenterrasse. Es folgt hier auch gleich das größte Steilstück und die Stufen sind natürlich nicht gleichmäßig. Das wäre ja noch schöner, da könnte man ja in einem Rhythmus kommen und dann leichter Hochkommen. Nein sie sind immer wieder unterschiedlich, mal 20, mal 30 oder auch gleich 50 cm hoch und dazwischen dann mal wieder eine niedrige von 10 cm. So wird es schon anstrengend und bald finden wir uns in einer Menge schwitzender, pustender Menschen mit hochroten Köpfen wieder. Aber ganz ehrlich, so werden die aber auch von uns gedacht haben, denn viel besser werden wir auch nicht dabei abgeschnitten haben. Da gehen einem natürlich auch andere Gedanken durch den Kopf, was ist wenn hier plötzlich einer einen Herzkasper bekommt? Keine Notrufsäulen und auch keine medizinische Einrichtung weit und breit zu sehen. Da werden die lieben Chinesen vielleicht doch noch einmal nachbessern müssen, damit da nicht mal was passiert. Leider bekommt meine liebe Frau nach etwa 2/3 des Aufstieges Kopfschmerzen. Der Luftdruckunterschied und die Anstrengung sind doch nicht so gut und damit sich dies nicht in einen Migräneanfall steigert, sagt sie lieber dem weiteren Aufstieg ab und lässt mich alleine ziehen. Gemeinerweise könnte man nun sagen, dass ich nun wesentlich schneller vorankam. Zu irgendwas muss es ja gut sein, wenn man jedes Jahr einige tausend Höhenmeter in den Alpen rumsteigt und die Marathonstrecke durch Berlin läuft. Die Blicke zurück über das Tal und dies sich über die Berge schlängelnde Mauer sind alle Anstrengungen dort hoch wert.  So komme ich alleine zum höchsten Punkt und kann hier die Aussicht perfekt genießen, leider ist es etwas diesig, so  dass die Fotos doch nicht so klar rübergekommen sind, wie ich es mir gewünscht hätte. Unterwegs könnte ich noch eine Menge Geld verdienen, denn für viele Chinesen und auch Chinesinnen bin ich mit meiner Platte und dem silbergrauen Haarkranz ein begehrliches Objekt der Fotografie. Ich muss beim Abstieg immer mal wieder anhalten und mit den chinesischen Freunden für ein gemeinsames Foto posieren. Als ich bei Silke wieder ankomme, kann sie mir gleiches berichten, sie als blonde Frau war genauso bei den Herren aus China ein begehrliches Fotoobjekt und auch sie hätte die Reisekasse da gut aufbessern können.


Der Abstieg ist auch nicht so ganz ohne, ich stelle mir nur mal vor, es ist etwas nass und glitschig und man rutscht auf diesen Steilstücken ab. Da ist man dann wohl wie eine Bowlingkugel, die in die aufsteigenden Touristen wie in die Pins auf der Bowlingbahn rauscht. Wir kommen wieder gut runter und haben unvergessliche Ansichten von dort mitgenommen, dieses Gefühl auf der Großen Mauer gewesen zu sein, ist schon was erhebendes. Nebenbei war es auch noch ein gutes Training für die diesjährige Alpentour.
Wieder unten angekommen besichtigen wir noch die mächtigen Eingangstore und Kanonenbastionen der Festung. Auf der Mauer kommt uns ein Chinese in Kampfuniform der Mingzeit  entgegen. Wenn man sieht, was die Krieger damals alles so mit sich rumschleppen mussten und dann sagt der Kommandeur zu ihm: “Junge renne mal schnell rauf zur Wolkenterrasse und sieh nach ob ich meine Tabakspfeife vergessen habe!“, o je, die mussten aber wirklich gut konditioniert gewesen sein.


Was sind 2 ½ Stunden in Badaling auf der Großen Mauer?
Nichts! Und die Zeit war wieder vergangen so dass wir uns schweren Herzens von diesem Ort trennen mussten und ihn gegen unseren Bus eintauschen. Die Fahrt ging zurück nach Peking. Unterwegs machten wir in einem Einkaufszentrum Rast, man musste durch die gesamten Verkaufshallen und hinten war dann das Restaurant, schlau ausgedacht. Doch dies war alles sehr teuer, so sah ich hier das Schwert, was ich mir in Fengdu für 200 Yuan gekauft hatte im Angebot für 1500 Yuan, da hatte ich doch trotz aller Transportsorgen ein regelrechtes Schnäppchen gemacht.
In Peking gab es noch einen sehr interessanten Stop und eine Stunde Besichtigungszeit. Wir hielten am Olympiastadion von 2008, dem sogenannten Vogelnest. Die Fassade ist sehr futuristisch und es machte einen sehr interessanten Eindruck. Wenn man ins Stadion wollte, musste man 50 Yuan Eintritt bezahlen, dies war uns die Sache natürlich voll wert, auch hätten wir keine Stunde da draußen rumstehen wollen. Manche, die wegen des Eintritts maulten und nicht ins Stadion gingen, konnten wir nun gar nicht verstehen, nun ist man schon mal um die halbe Welt geflogen und hat die Chance auch dieses mit eigenen Augen zu sehen und da sind die gut 5 € Eintritt zuviel. Nun denen ihre Sache, wir sind rein und haben es auch nicht bereut. Es war schon ein tolles Gefühl diese riesige Stadionschüssel zu sehen. Man konnte sich sehr gut an die Fernsehbilder erinnern, auch wenn heute das Stadion wie ein Heimspiel von Hertha BSC besucht war mit etwa 500 zahlenden Zuschauern, konnte man sich gut vorstellen wie die Atmosphäre hier drin sein muss, wenn es ausverkauft ist. Diese Vorstellung wurde noch durch die beiden riesigen Bildschirme unterstützt. Auf diesen spielte man Bilder von der Eröffnungsfeier der Olympiade und auch von den Wettkämpfen ein. Auf dem rasen lag sogar noch Schnee, wir erfuhren dann von Chong, dass man dort eine Veranstaltung mit Ski von Dach aus auf Kunstschnee gemacht hatte und was wir gesehen hatten war dann noch der traurige Rest.


Silke und ich setzten uns erst einmal alleine in die Ränge und genossen dieses Fluidum des Stadions. Ich schlug vor, weil ich es so alleine etwas langweilig fand, dass wir beide mal für ein Foto von uns die la Ola Welle machen, das war eine Idee,. Kaum hatten wir das gemacht, war die Aufmerksamkeit einer großen Gruppe Chinesen erweckt. Diese stürzten regelrecht über uns und unsere Begleiter aus der Gruppe her und baten uns doch noch einmal mit ihnen die Welle zu machen. Im Nu waren wir eine große Gruppe und hatten unseren Spaß. Auf dem Bild sieht es dadurch auch nicht mehr beim Hertha Heimspiel aus, keine gähnende Leere, zumindest an dieser Stelle nicht. Mit einer Welle war das aber auch nicht abgetan, jeder Chinese wollte dies auf seinem Apparat haben und wollte natürlich auch dabei sein, wir mussten sogar noch aufpassen, dass wir nicht zu spät rauskommen.


Das Umfeld des Vogelnestes, wie das Stadion eigentlich nur liebevoll genannt wird, ist auch von vielen modernen und interessanten Gebäuden sowie weiteren Olympiabauten geprägt. Sehr interessant ist auch das Pressezentrum, ein Hochhaus, dass wie eine im Wind lodernde Fackel gebaut wurde.
Mit dem Stadionbesuch ist dann auch das heutige offizielle Programm beendet und wir gehen in unser individuelles Programm über. Der Sohn von Georg, unserem Bayern, macht seit Oktober ein Praktikum bei BMW in Peking und hat nun auch schon Erfahrungen und Ortskenntnisse.  So haben Georg und Heidi uns und die restliche Tischbesatzung eingeladen mit ihnen und ihrem Sohn heute eine Shoppingtour durch ein Center zu machen und anschließend essen zu gehen. Der Sohn hatte in einem guten Restaurant ein Tisch im Separee bestellt. Wir fanden diesen Vorschlag ausgezeichnet und fuhren dann vom Hotel aus mit 2 Taxis in die Innenstadt zu dem Center. Taxifahren ist in Peking sehr günstig und wir haben etwa 4 € für die lange Fahrt bezahlt. Das wäre doch mal ein Vorschlag für die Taxiinnung in Berlin. Das Fahrziel hatten wir vom Hotel aus dem Taxifahrer übermitteln lassen und für die Rückfahrt hatten wir ja die Visitenkarte des Hotels, also alles kein Problem trotz Sprachbarrieren.
In dem Center, dass uns  Georgs Sohn empfohlen hatte, wurden Plagiate und andere Waren, die vom „Lkw gefallen waren“ offiziell verkauft. Aber auch andere Sachen, da wir einen neuen Koffer brauchten, denn unser große  löste sich allmählich in Wohlgefallen auf, suchten wir einen solchen Shop auf  und fanden dort auch einen guten Koffer. Nun kam der wichtigste Teil des Verkaufsgespräches, das Feilschen um den Preis. Dies wurde da für uns auch schon fast zum Sport und für die Händler gehört es wohl auch dazu. Silke und ich spielten dann dabei das Spiel „Guter Bulle – Böser Bulle“, ich war der interessierte und sie sagte immer ich solle es lassen und wir gehen.  Wenn wir losgehen wollten, dann konnten wir den Preis weiter in die Nähe unserer Vorstellungen nach unten bekommen. Da keiner zuzahlt, konnten wir dies auch ohne schlechtes Gewissen zu haben mitspielen und hatten unseren Spaß daran. Neben dem Koffer kaufen wir noch einige Kleinigkeiten und haben für alle Einkäufe auch unserer Freunde mit dem Koffer das richtige Transportbehältnis. Da uns die Zeit viel zu kurz ist und wir gerne noch einige andere Angebote gesehen hätten, beschließen wir mit Jürgen und Regine den morgigen freien Nachmittag noch einmal für solche Shoppingtour zu nutzen. Mit dem Taxi ist es kein Problem und den beiden ging es genauso wie uns, sie suchten noch für die Enkel und Kinder Geschenke zum mitbringen.


Nun geht es ins Restaurant und das ist ein wenig anders, als die Speisehallen, in denen wir sonst immer das offizielle Essen bekommen. Hier haben wir ein Separee und können in Ruhe wählen. Klein-Georg wird dabei zu Rate gezogen und er sucht wirklich ein gutes Menü zusammen. Auch soll Fisch dabei sein, der Koch kommt kurz nach der Bestellung mit einem großen Tupperbehälter, in diesem zappelt der Fisch rum, der nun für unseren Hunger dran glauben muss.  Der Fisch wird uns vorgestellt, ob er so angenehm ist.
Alles ist sehr reichlich auf dem Tisch und wir haben viele neue Geschmacksrichtungen dabei, jedoch keine unangenehmen. Das Essen fand unsere volle Zufriedenheit und man glaubt es kaum mit Getränken und allem Drum und Dran haben wir 7 € pro Person dafür bezahlt. Bei solchen Preisen auch zu Hause könnte man öfter Essen gehen, doch vergessen wir nicht, wir sind hier in einer ganz anderen Welt, wo die Menschen auch wesentlich weniger verdienen. Was für uns wenig ist, wird dort für viele unerschwinglich sein.
Zurück zum Hotel geht es mit dem Taxi, dass dies mal um dieses Zeit wesentlich schneller durch Peking kommt. Jetzt zur späten Stunde sind die Straßen nicht mehr so verstopft, wie am frühen Abend. Peking hat ein gewaltiges Verkehrsproblem, trotz fünfspuriger Straßen. Es gibt in der Stadt 4 Millionen Pkw und aus kleinen Autos macht man sich nichts. Die müssen richtig groß und protzig sein, so gibt es extra für China einen Audi A 6 L, der länger ist als die deutsche Version. Wobei der chinesische Fahrstil und das Verhalten auf den Straßen hauptursächlich für das Verstopfen der Strassen und die vielen Staus sein dürfte. Alle drängeln, drücken sich noch bei Rot über die Kreuzung und stellen die Kreuzungen zu. Um den kleinsten Vorteil und sei er nur einige Zentimeter im Stau wird gekämpft, Verkehrsregeln gibt es nur in der Fahrschule und danach werden sie völlig ignoriert. So gelingt es ihnen mit Beständigkeit die Kreuzungen und Straßen zu verstopfen und dann wundern sie sich, dass sie nicht voran kommen. Mag man auch über deutsche Ordnung und Gründlichkeit lächeln, mit so was könnten sie hier einiges erleichtern. Doch das ist deutsche und nicht chinesische Natur. Die Behörden haben eine andere Regelung erlassen, für die hier keiner Verständnis hätte und bestimmt zu vielen Zwergenaufständen führen würde. In China geht so was aber und da wird so was dann als normal wiederum  angesehen. Jedes Auto muss einen Tag in der Woche stehen bleiben, geregelt wird das  über die Kennzeichen, am Montag bleiben die mit der Endziffer 1 und 0 stehen, am Dienstag 2 und 9 und so weiter. Das ist kontrollierbar und auch umsetzbar und so hat man schon täglich 800.000 Autos weniger auf den Straßen.
Im Hotel angekommen setzen wir uns noch bei einem Glas Wein hin und denken noch einmal an all die tollen Erlebnisse des Tages zurück.

Tag 13

Es ist nicht zu fassen, wie die Zeit verflogen ist. Traurig stellen wir beim Frühstück fest, dass heute unser letzter voller Tag in diesem hochinteressanten Reich der Mitte ist. Wir sind ja  selber Schuld, hätten wir doch eine längere Reise gebucht, dann wäre noch Zeit. Doch irgendwann wäre diese auch zu Ende und was sollen solche Betrachtungen. Für den ersten Eindruck war diese Reise ausgezeichnet und wenn wir so zurückblicken, dann hatten wir doch tolle Tage und Erlebnisse. Also nicht rumgejammert sondern lieber dem Tagesprogramm zugewandt, das auch noch einmal sehr interessant ist. Zuerst steht ein Besuch des Platzes des Himmlischen Friedens an und von dort aus werden wir die Verbotene Stadt, also den Kaiserpalast, sehen. Der Nachmittag steht uns zur freien Verfügung und zum Abend gibt es ein Pekingentenessen.
Mit dem Bus quälen wir uns durch den morgendlichen Stau in Richtung Innenstadt. Es
dauert fast eine Stunde, bis wir das ehemalige  Stadttor, das noch von der alten, leider abgerissenen Pekinger Stadtmauer übrig ist, passieren. Ihm gegenüber liegt noch der alte historische Glockenturm, fast die einzigen alten chinesischen Bauwerke, die wir hier in Peking gesehen haben. Dies ist sehr schade, das alles zu Gunsten von Hochhäusern weggerissen wurde. Die chinesische Führung hat das auch erkannt und wahrscheinlich bedauert man selber diese Sünden, doch weg ist weg. So ist
wenigsten noch ein Stück Altstadt erhalten und rekonstruiert wurden, damit noch ein wenig historisches China präsentiert werden kann neben den Palästen.
Dem Stadttor und Glockenturm schräg gegenüber liegt der im viktorianischen Stil noch durch die Engländer erbaute alte und erste Bahnhof Pekings. In diesem befindet sich heute ein Museum. An dem Bahnhof hält der Bus und wir gehen durch eine Unterführung zum weltgrößten innerstädtischen Platz. Der Platz des Himmlischen Friedens aber auch als Tian anmen Platz bekannt ist 800 m lang und 560 m breit. Auf ihm können sich bis zu einer Millionen Menschen versammeln. Die eine Flanke wird durch das Mao – Mausoleum begrenzt. Vor diesem stehen riesige Schlangen an. Für viele Chinesen ist es noch heute eine große Ehre den großen Führer Mao besucht zu haben. Dafür werden die wenigen Urlaubstage, 7 gibt es normal im Jahr für den Chinesen, und auch Erspartes geopfert. Obwohl seine Lehren nicht  gerade hilfreich für vieles im Land waren und man sie auch nicht immer als  vernünftig betrachten kann, wenn man nur an vieles Unheil der sogenannten Kulturrevolution denkt, wird er immer noch sehr verehrt. Man kann schon sagen, dass sie ein devotes Obrigkeitsdenken haben. Auch wenn es sich inzwischen alles in China in eine andere Richtung entwickelt, sind die Chinesen in der Masse nicht aufmüpfig gegen die Staatsmacht und haben so ein Obrigkeitsdenken beigebracht bekommen über Jahrtausende, dass sie es sich nicht wagen würden aufzumucken. Machen es doch mal welche, dann zeigt die Staatsmacht aber auch ganz deutlich, wo es lang geht und man möge sich nur an die Massaker von eben jenem Platz erinnern, auf dem wir nun stehen.
Auf der westlichen Längsseite des Platzes befindet sich die Große Halle des Volkes,
sie ist öffentlich zugänglich und hat prunkvolle Säle. In ihr tagt das chinesische Parlament und es gibt auch noch für jede Provinz einen Plenarsaal.
Auf der östlichen Längsseite liegen die zum Chinesischen Nationalmuseum vereinten Museen der Chinesischen Geschichte und der Chinesischen Revolution. In der Mitte des Platzes steht ein großes Denkmal für die Volkshelden.
Die andere Flanke des Platzes wird durch die von der Ming
Dynastie errichtete Kaiserstadt begrenzt.  Direkt am Platz des Himmlischen Friedens befindet sich dort das 1417 fertig gestellte Tor des Himmlischen Friedens, durch dieses betritt man die Kaiserstadt.
Der Pekinger Kaiserpalast ist eine der weltgrößten Anlagen mit über 6000 Räumen, in denen der Kaiser mit seiner Familie, seinen ca. 3000 Konkubinen, den Eunuchen und Wachen lebte. Innerhalb der Kaiserstadt gab es dann noch die Verbotene Stadt, diese stellte den direkten Wohnbereich des Kaisers dar.  Verbotene Stadt hieß es deshalb, weil keine fremden irdischen Wesen jemals ohne die kaiserliche Erlaubnis dort rein durften.
 Der gesamte Palast wurde zwischen 1406 und 1420 in der Mingzeit errichtet.  Alles ist auch wieder mit sehr vielen symbolträchtigen Farben und Bauten errichtet. So sind alle Dächer mit gelben Ziegeln gedeckt. Gelb war die Farbe des Kaisers, kein anderer durfte in China Gelb für sein Haus verwenden, nicht einmal Kleidung in dieser Farbe tragen. Wer es doch probierte hatte nicht lange Freude daran und machte so was auch nur einmal, denn für ein zweites mal hatte er keine Chance. Mit einem Kopf kürzer geht es dann einfach auch schlecht. Die Mauern der Gebäude sind alle in Rot gehalten, diese Farbkombination Gelb – Rot ist die kaiserliche Kombination und ausschließlich ihm vorbehalten. 
Der Palast ist äußerst prunkvoll und weiträumig gearbeitet, damit jeder Besucher schon so beeindruckt ist, dass er demutsvoll zur Audienz, wenn er denn eine bekommen hat, geht. So musste der genehmigte Antragsteller einer Audienz vom Tor des Himmlischen Friedens zu Fuß  gehen und dies ist schon ein ganz schönes Stück, bis er endlich dann am Ziel beim Kaiser war. Da konnte mancher schon außer Atem kommen.
Vom Tor des Himmlischen Friedens kommt man zum gigantischen Mittagstor, dem ehemaligen Haupteingang zur Verbotenen Stadt. Dieses Tor ist schon festungsähnlich und erdrückt den Besucher fast. Dem Mitteltor folgt der zentrale Hofplatz und wer nun glaubt, dass der nachfolgende prachtvolle Palastbau die Audienzhalle wäre, der irrt sich gewaltig. Der Weg zu diesem Bau führt über 5 Marmorbrücken, wobei natürlich die mittelste, wie auch immer das mittelste Tor, ausschließlich dem Kaiser vorbehalten war, ein anderer hatte darauf nichts zu suchen. Diese Brücke führt über die kaiserlichen Teiche mit vielen Kois und Goldfischen zum Tor der Höchsten Harmonie, wie dieser palastähnliche Bau heißt. Erst hinter diesem Tor kommt man zum sogenannten Herzstück des Palastes, zu den
 Drei großen Zeremonienhallen. Die erste Halle ist die Halle der Höchsten Harmonie. Hier nahm der Kaiser die Huldigungen seines Hofstaates entgegen. Es war einst mit 35 m Firsthöhe das höchste Gebäude in Peking und durfte daher von keinem anderen Haus in der Stadt in der Höhe überboten werden. Na, wenn sich der Kaiser mit diesem niedrigen Bau heute hier in Peking umsehen könnte, bei all den Wolkenkratzern, da wäre so mancher einen Kopf kürzer geworden. Die drei Zeremonien-
Hallen stehen auf dreistufigen Marmorterrassen und vor ihnen befinden sich auf den Terrassen wieder Glückstiere, wie Schildkröten und Kraniche. Dazu kommen auch viele Bronzegefäße, in denen Opfergaben verbrannt wurden bzw. auch Öl. Die Hallen
tragen auch auf den Dachenden jeweils 10 Symboltiere. Dies ist die höchste Zahl solcher Tiere, die auf einem Haus sein dürfen und diese hohe Anzahl stand natürlich nur dem Kaiser zu. Je höher die in einem Haus beherbergte Person im Rang, um so mehr Tiere mit Symbolcharakter durften auf dem Dach sein. Es sind, wie auch auf der Heiligen Straße der Ming Gräber wieder Löwen, die für die kaiserliche Macht stehen, Elefanten für die stärke und Weite des Landes gemeinsam mit den Kamelen, Affen für die
Klugheit und natürlich auch wieder die Fabeltiere zum Fressen der faulen und verräterischen Beamten.
Der Halle der Höchsten Harmonie folgt zunächst die Halle der Vollkommenen Harmonie. In dieser machte der Kaiser ein Päuschen und bereitete sich auf die anstrengenden Zeremonien vor. Die letzte der drei Hallen ist dann die Halle der zur Bewahrung der Harmonie. Hier wurden vorrangig auch die kaiserlichen Prüfungen der Beamten durchgeführt oder die Prinzen aus Vasallenstaaten empfangen.
Durch das Tor der Himmlischen Reinheit führt  uns unser Weg weiter zum Palast mit dem gleichen Namen. Hier hatten die Kaiser ihre Arbeitszimmer und Wohnräume sowie die Wohnräume der Lieblingskonkubinen.
Es folgen viele weitere Paläste und Räumlichkeiten, die man bei über 6000 Räumen im Palast hier alle gar nicht mehr aufführen kann. Auch konnten wir sie nicht alle sehen, wir mussten uns da auch nur auf einige auserwählte beschränken.  Wir gehen nunmehr in den Palastgarten, der wirklich den Namen „Juwel der Gartenbaukunst“, wie man ihn auch nennt, verdient hat.
Man kann sich wirklich gar nicht alles ansehen, geschweige denn noch bewusst aufnehmen, die Fülle erschlägt einen hier fast. Dies alles zu verarbeiten wird noch lange dauern, so freue ich mich jetzt schon auf die Nachbereitung des Urlaubes mit einem zu schreibenden Urlaubsbericht, einer Fotoshow und einem Fotobuch. Damit wird man noch lange von all dem Erlebten und Gesehenen zehren können und dies alles für sich auch aufarbeiten.
Für heute ist es genug hier und wir waren auch wieder mehr als 3 Stunden unterwegs, man glaubt es hinterher kaum, wie die Zeit vergangen ist. Durch das Nordtor verlassen wir den Kaiserpalast und haben nun den Nachmittag zur freien Verfügung. Chong bittet darum um 18.30 Uhr dann am hotel zu sein, da dann der Bus zum Pekingentenessen abfährt.
Wie gestern beschlossen fahren wir gemeinsam mit Jürgen und Regine mit einem Taxi zum Silkmarkt, dem größten Markt für entsprechende Produkte. Hatten wir gestern noch Spaß in dem wesentlich kleineren Markt, ist es hier schon regelrecht stressig einzukaufen. Jeder Händler versucht auf sich aufmerksam zu machen und uns seine Produkte aufzuschwatzen. Man muss wirklich eine total stoische Ruhe und Gelassenheit entwickeln und so tun, als gäbe es die Leute nicht. Hat man dann doch etwas gefunden, was einen interessiert, geht eine harte Feilscherei los. Trotzdem bekommen wir alles, was wir uns so gedacht hatten, auch Jürgen und Regine haben für die Kinder und Enkel nun genug Beute gemacht und so können wir ruhig im Taxi zurück ins Hotel fahren. Hier haben wir sogar noch etwas Zeit zum ausruhen, ehe wir
dann zum Bus gehen und zu einem Spezialitätenrestaurant fahren. Es gibt in Peking direkte Spezialitätenrestau-rants, in denen die berühmte Peking – Ente zubereitet wird. Doch bevor es zum Entenverzehr geht, wird erst noch einmal das sonst bekannte und übliche Essen, allerdings in einer sehr guten Qualität und Menge aufgefahren. Dies war aber auch notwendig, denn von der Ente alleine wäre keiner satt geworden, dies war zum krönenden Abschluss dann wirklich nur noch ein Leckerbissen, der aber ausgezeichnet war.  Nachdem der erste Hunger gestillt war, wurde die Ente an den Tisch
gebracht und von einem Koch filetiert. Die abgeschnittenen Fleischstücken wurden mit Gemüse und einer wohlschmeckenden Soße in eine Art Fladen gewickelt und dann gegessen. Für jeden waren es aber nur zwischen 3 und 4 Stücken gewesen, also bei einem Tisch mit 10 Personen wirklich nur für jeden ein Happen. Schade, denn es war wirklich gut und litt ein wenig und dem geringen Maß.
Dies war dann auch der letzte offizielle Programmpunkt, wir fuhren ins Hotel zurück und hier setzten wir uns mit Jürgen und Regine, mit denen wir uns am meisten angefreundet hatten, noch einmal bei einem Glas Rotwein zusammen und ließen den schönen Urlaub Revue passieren.
Danach hieß es auch schon wieder Koffer packen, denn morgen früh werden sie auch für den Flug nach hause abgeholt. Auch für unseren neuen Koffer war unser Schwert wieder zu groß, also wurde es in der bewährten Variante abgeklebt, umwickelt und sah ca. 10 cm aus dem Koffer. Na mal sehen, wie das morgen dann bei der Ausreise und vor allem bei der Einreise nach Deutschland werden wird.

Tag 14

Der Tag des Abschiednehmens vom Reich der Mitte ist gekommen. Zum Glück müssen wir nicht so früh raus und weg, erst um 10.00 Uhr wird unser Bus uns zum Flughafen bringen, so dass wir ausschlafen und in aller Ruhe noch einmal das leckere Frühstück im Hotel genießen können. Ein Teil unserer Gruppe bleibt noch einen Tag hier, sie sind über München angereist und da geht der Rückflug erst morgen. Hätten wir nicht auch über München reisen können, es gibt hier in Peking noch so viel interessantes, was wir uns an dem Tag ansehen hätten können. Was nicht ist, ist eben nicht und so wünschen wir den vor Ort bleibenden einen angenehmen Tag und fahren noch einmal vorbei am Olympiakomplex in Richtung des Flughafens. Als wir hören, dass für heute hier in Peking auch wieder ein Sandsturm angesagt ist, sind wir schon gar nicht mehr so böse noch kurz davor in den Flieger zu kommen. Der Flughafen und vor allem das neue Terminal sind auch wieder überwältigend gigantisch. Wir geben unser Gepäck auf und müssen den Schwertkoffer wegen des heraussehenden Teiles zum Schalter für Sondergepäck bringen und dort aufgeben. Na, da sind wir aber gespannt, was der Zoll in Deutschland dazu sagen wird.


Die Sicherheitsprüfung und all die Gesichtskontrollen überstehen wir problemlos und können dann mit einer Bahn zu der Halle mit den Abfluggate fahren. Dort sind auch noch einmal große Duty Free Shops, in denen wir dann unsere letzten Yuan gegen Naturalien eintauschen. Um 14.00 Uhr soll dann unser Flug mit der Air China CA 931 losgehen, wir können auch rechtzeitig in dem Jumbo Platz nehmen, doch durch den aufkommenden Sandsturm verzögert sich die Erteilung der Starterlaubnis noch ein wenig. Doch mit ca. 40 Minuten Verspätung hebt die Maschine ab und wir fliegen wieder nach Deutschland.
Gegenüber dem Airbus des Hinfluges ist diese Maschine hier  doch bequemer und man hat mehr Platz.
Zäh verrinnen die Stunden des Fluges und man kann es nach einiger Zeit gar nicht mehr erwarten wieder Boden unter den Füßen zu haben und sich dann bewegen zu können.


Doch irgendwann ist es auch geschafft und wir landen gut in Frankfurt. Erstaunlicherweise kommt unser Schwertkoffer mit dem normalen Gepäck auf das Band, zum Glück waren Sondergepäckausgabe und Gepäckband gleich neben einander. Von Regine und Jürgen verabschieden wir uns, sie haben es eilig, denn sie müssen einen Zug erreichen, der sie nach Hause bringt. Die Adressen haben wir ausgetauscht und können alle vier sagen, dass wir in China mit einander gute Freunde geworden sind und wir uns auf ein Wiedersehen freuen. Etwas aufgeregt gehen wir dann auf die Einreisekontrolle zu, doch keiner hatte eine Beanstandung an unserem Gepäck und im Nu waren wir durch. Wozu die ganze Aufregung fragen wir uns. Doch besser so, als wenn man sich gar keine Gedanken macht und dann kommt irgendeine Kontrolle.


Am Ausgang erwarten uns Jürgen und Anna aus Griesheim,  bei denen wir ja auch schon bei der Anreise übernachtet hatten. Wir haben auch noch einmal die Möglichkeit bei ihnen zu schlafen, so dass wir nicht noch die 5 Stunden Zugfahrt an den Flug anhängen müssen. Sie freuen sich uns gesund wieder zu sehen und wir bitten sie, dass wir doch essen gehen mögen und am besten zu einen Griechen, denn wir haben riesigen Appetit auf krosses Fleisch. Beim Bier, Ouzo und Gyros erzählen wir den beiden von unseren Erlebnissen.

Damit wollen wir hier den Urlaubsbericht beenden und noch einmal ein Resümee ziehen. Die Reise war ein ganz tolles Erlebnis, spannend, abwechslungsreich und sehr interessant. Wir haben sehr viel gesehen und erlebt und werden sich noch lange brauchen um all die Eindrücke zu verarbeiten.
Das Bild, dass man hier durch Berichte und Medien von China hatte, hat sich absolut gewandelt. Wir sind sehr beeindruckt von diesem Land, dass nach unserer Einschätzung auf dem Sprung zur ökonomischen Weltmacht ist. Wir haben China aber auch als ein Land der Gegensätze kennen gelernt und sind uns sicher, dass man uns natürlich das aufgeräumte Wohnzimmer und nicht den schmutzigen Keller gezeigt hat. Doch den wollten wir im Urlaub auch gar nicht sehen. Wir können nur sagen, solche Chinareise und vor allem auch so organisiert wie von unserem Veranstalter ist total lohnenswert. Sehr gut fanden wir auch den Ablauf von beginnend von der supermodernen Stadt Shanghai, über die mittelchinesische und landestypischere Stadt Wuhan hin zu der tollen Natur und Erholungsphase der Yangtse Kreuzfahrt. Dann das historische und sehr schöne Xian und zum Schluss noch die Mischung von Modernität und Historie in Peking. Alles rundum gelungen, sehr schöne Hotels und eine sehr gute Organisation und Betreuung. Das Einzige was nicht gepasst hatte, war das Trinkgeldtheater.