Korsika - die Schöne mit den vielen Möglichkeiten

Der Hafen von Bastia.
Fotos: Sven Knupfer

Nicht umsonst wird die französische Insel im Mittelmeer die Ile de Beauté genannt – die Insel der Schönheit. Denn Korsika birgt wahrlich viele Schätze, die erkundet werden wollen.

So lohnen sich auch Ausflüge immer, denn die Gegend variiert zwischen Felslandschaften und den verschiedensten Sandstränden. Verschlafene Bergdörfer wechseln sich ab mit ruhig plätschernden Gebirgsseen und Wasserfällen. Korsika fasziniert. Prinzipiell ist hier vieles möglich – von Canyoning über die Besichtigung von Regionalparks, Fahrradtouren, Schlafen unter freiem Himmel, Schnorcheln, Tauchen, Surfen, ausgedehnten Wandertouren (nicht nur) durch wundersame Schluchten bis hin zu ganz normal-traumhaften Badeerlebnissen an abwechslungsreichen Stränden.

 

 

Auf Korsika gibt es vier größere Städte – von Nord nach Süd sind das Bastia, Calvi, Corte und Ajaccio. Bastia ist die größte Stadt Korsikas und im Gegensatz zu Ajaccio starken italienischen Einflüssen ausgesetzt. Sehenswert ist der alte Fischereihafen mit den beiden Türmen der reich verzierten Kirche Saint-Jean-Baptiste aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Die kleinen Gässchen und langen Strände Calvis hingegen laden zu Spaziergängen ein. Der Strand ist im Sommer sehr belebt und wird von einer mächtigen Zitadelle überragt. Wer Lust hat, kann von Calvi aus mit dem Zug an der Küste entlang einen Ausflug nach Ile Rousse machen und durchfährt wunderbar, wechselnde Landschaften. Im Tal der Balagne taucht der Betrachter in blühende Landschaften mit Olivenhainen, Orangen- und Feigenbäumen ein.

 

 

Auf halber Strecke unserer Reise durch das Land - zwischen Bastia und Ajaccio - findet sich die historische Hauptstadt Korsikas: Corte. Von der im Jahre 1419 errichteten Zitadelle aus hat man einen herrlichen Ausblick über die Region und die im Westen gelegenen Schluchten von Tavignano und La Restonica. Vom Place Paoli lässt sich ein Streifzug durch die Stadt gut beginnen. Interessant auch, dass Corte Korsikas einzige Universitätsstadt ist und die Uni erst 1981 nach dem damaligen Wahlsieg der Sozialisten wieder eröffnet wurde.

Wer hier als junger Mann angesehen sein möchte, steht des abends an den Tresen der Stadt und singt von der Freiheit und so. Und die Mädchen stehen daneben und lächeln, weil sie das alles längst kennen.

Auf dem Weg von Corte nach Ajaccio kommt man an Venaco und Vizzavona vorbei. Dort gibt es einen Aussichtspunkt mit Blick auf den Monte d’Oro, dem Herzen des korsischen Regionalparks. Dieser Park schließt das Naturschutzgebiet mit ein und hat eine Größe von 250 000 Hektar. Für Naturliebhaber äußerst empfehlenswert: der Wanderweg GR 20, welcher mitten durch den Park führt und wenig besuchte Fleckchen mit einschließt. Allerdings sollte man ein wenig geübt sein, da die Wege einem einiges abverlangen.

Die an einem Golf gelegene Geburtsstadt Napoleons – Ajaccio – ist gleichzeitig auch Regionalhauptstadt und bietet dem Besucher diverse Möglichkeiten. Es lassen sich viele Ausflüge unternehmen; der sicherlich schönste führt über das Meer zu den Iles Sanguinaires – was soviel heißt wie „die blutrünstigen Inseln“ – wo die Sonne bei ihrem Untergang das Meer anzündet, um anschließend in ihm zu versinken.

Einen Besuch wert sind auch die kaiserliche Kapelle (Chapelle Impériale), die Höhle des Casone (la Grotte du Casone), die Zitadelle oder das Musée Napoléonien im Rathaus, wo Erinnerungsstücke an den Kaiser und seine Verwandten, sowie das Maison Bonaparte mit Geburts- und Kinderzimmer Napoleons zu sehen sind.

 

 

Überhaupt gibt es auf der Insel viele alte Sehenswürdigkeiten, gerade das macht sie so reizvoll für jung und alt, denn während die Eltern von Zitadelle zu Kirche zu Museum rennen, können die Kinder am Strand nebenan surfen, tauchen, wellenreiten oder einfach nur die Sonne genießen. Denn dank der vielen Buchten kann Korsika stolze 1000 Kilometer Küste vorweisen, von denen zwei Drittel jedoch aus Felsküste besteht.

Im Frühjahr überzieht der Duft der Pflanzen die ganze Insel – schon Napoleon sagte damals, er könne die Insel unter tausenden mit verbundenen Augen allein am Duft wiedererkennen. Auch charakteristisch: die Maccia, ein immergrünes, dichtes, stacheliges Strauchgewächs, welches weite Teile der Insel bedeckt und teilweise in Höhlen bis zu 800 Meter vordringt.

Wenn man selber nicht mobil oder ortskundig ist, dann sollte man Angst haben, etwas zu verpassen. So ist es in jeder Region Korsikas ratsam, eine Bootstour zu unternehmen oder einen der vielen geführten Ausflüge zu buchen. Zum Beispiel durch die Spelunca Schlucht, vorbei an den alten Genueserbrücken und den imposanten Felsen zu den völlig klaren Gebirgsflüssen und wunderbaren Wasserstellen an denen man sich auf der kleinen Reise durch das Tal immer wieder aufs neue erfrischen kann. Ein bisschen Geschick erfordert diese Wanderung jedoch schon, denn an einigen Stellen heißt es: Hindernisse überklettern. 

 

Trotz einer Fläche von 8722 Quadratkilometern hat die drittgrößte Insel des westlichen Mittelmeeres nur 260 000 Einwohner. Die Insel zählt zu den bevölkerungsärmsten Gebieten Frankreichs. Wenn sich im Spitzenmonat August 400 000 Touristen auf der Insel aufhalten, sind die Einheimischen stark in der Minderheit. Kleine Orte wie Ile-Rousse oder St-Florent verzehnfachen ihre Einwohnerzahl im Sommer und platzen aus allen Nähten. Doch die Korsen leben vom Tourismus – sie müssen im Sommer das Geld für das ganze Jahr verdienen. Dies hält sie jedoch nicht davon ab, in kleineren Orten zum Beispiel die Lebensmittelgeschäfte über die Mittagszeit auf mehr oder weniger unbestimmte Zeit zur Siesta zu schließen. Typisch Korsen eben.

 

Beim Durchstreifen der Landschaft sollte man nicht nur auf die zahlreichen Kastanienbäume achten. Der aufmerksame Beobachter erkennt an manchen Straßenschildern Einschusslöcher, welche auf französische Städtenamen gerichtet wurden. Manchmal findet man diese auch einfach mit den korsischen überpinselt. Korsika ist eben nicht nur Natur, sonder auch eine Region mit viel Geschichte.

1755 wird der Korse Pasquale Paoli zum General der Nation gewählt. Seine frühdemokratische Verfassung findet nicht auf der ganzen Insel Anklang und Genua bittet Frankreich um Hilfe gegen den Korsen. Die Franzosen besiegen seine Truppen 1769 in einer vernichtenden Schlacht. Da Genua aber nicht zahlungsfähig ist, fällt die Insel an Frankreich. Nachdem 1799 drei Armeen Napoleons erneut Rebellionen niederschlagen, bleibt Korsika endgültig französisch.

Bis heute kämpfen in der „Nationalen Befreiungsfront“ FLNC organisierte Korsen, zuweilen mit Bomben, für ihre Unabhängigkeit von Frankreich.

Die Anschläge richten sich also nicht gegen die Touristen, sondern sollen die Regierung nur immer wieder aufs neue darauf aufmerksam machen, dass es da noch jemanden gibt.

Die Korsen haben eben ihren Nationalstolz, genauso wie ihre Landsleute auf dem französischen Festland auch.

 

Quelle: pairola-media (Annina Reimann)